Geschichten vom losen roten Faden

von | 23.Nov.2016 | Dies & Das | 0 Kommentare

Es ist ein angenehmer kühler Sommerabend der einem heissen , schwülen  Tag folgte.

Der Himmel hat sich mit Wolken zugezogen aber die Luft riecht frisch und gut. Aus den Hinterhöfen schwirrt hier und da Lärm und Geplauder hoch zu meinem Balkonfenster. Ich steck mir eine Zigarette an und nehm die ersten Züge genüsslicher zu mir als ich es sonst tue. Ich setz mich auf meinen Lieblingssessel, es ist mein einziger Sessel aber nunja. Der alte ausgediente Subwoofer spuckt die tiefen brummer zum Blues aus. Er hört sich kaputt an und es rauscht manchmal mehr als erträglich. Gerade nicht. Es passt zur Klampferei, dieses kaputte und unruhige, tiefe Surren.

Ich beuge mich nach vorne um mit Schwung aus dem tiefen Sessel aufzustehen, dabei knackt mein linkes Knie so laut das es vom kaputten Subwoofer hätte kommen können. Erst als ein stechender Schmerz mir durchs Knie gleitet realisiere ich das es mein Knacken war. Ich hol mir ein Bier und setze mich wieder. Aufs Gebrechen des Alters und der allgegenwärtigen Vanitas denk ich und kippe mir die halbe Flasche in den trockenen Rachen.

Soll ich einen Joint rauchen oder lieber  bei Bier bleiben heute? Ich komm zu den vielsagenden Entschluss            “was soll´s?!” Ich bin seit 5 Jahren solo (und das ist wahrscheinlich auch besser so),arbeite mir den Rücken krumm für eindeutig zu wenig Geld und gehöre der Mittelschicht an. Untere Mittelschicht vielleicht eher. Na gut ich häng so zwischen unterer Mittelschicht und Unterschicht. Was solls schon. Da ich für die meisten Menschen sowieso eher wenig Sympathie überhabe, verlangt es mir nicht wirklich viel Mut ab das zuzugeben.

Ich steck den Joint an und der süsslich intensive Geruch verbreitet sich in meiner Wohnung. Ein Abend wie viele. Es gab nichts zu tun, zumindest nichts wozu ich mich hätte aufraffen können, also blieb ich wie oft zu Hause hör Musik, trinke und rauche Pot. Ich frage mich wie manche Menschen ihre Zeit umkriegen. Ich mein ich arbeite so um die 10 Stunden am Tag in einer alten und meiner Meinung nach ziemlich brandgefährdeten Textilfabrik , und trotzdem sitz ich den grössten Teil rum und tue nichts. Oder ich denke ich tue nichts.

Jedes Kalenderblatt ist Teil deiner Stempelkarte und wenn du genug Stunden abgeleistet hast holt der Tod dich in den verdienten Ruhestand.

Stillstand heisst Tod, Fortschritt heisst sterben.

Ich muss grinsen, dann kurz laut Lachen.

Der Joint ist auf und mein Bier leer. Ich gehe in die Küche und hole ein neues. Im Stehen leer ich es mit vier grossen Zügen. Ich lege mich ins Bett und schlafe ein.

Schönes Leben.

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