Ich bin der Tod und sie nennen es Liebe

von | 03.Jun.2017 | Poesie | 2 Kommentare

SenhorDaSilva

Ich habe viele Namen und noch mehr Gesichter.

Ich bin älter, als die Wüste

Älter, als die Zeit

Und gar so alt, wie die Kräfte, die das kosmische Wirken erschufen.

Mir wurde, die wertvollste  aller Aufgaben erteilt,

Ich darf den Kreislauf schließen.

So wandere ich unter euch,

ausharrend auf den Moment, an dem eure Reise ihren Übergang findet.

Wann immer eure Augenlider, sich das letzte mal legen, bin ich da, um euch zu geleiten.

An einem Ort, an dem Zeit, Form und Bedarf, keine Existenz mehr haben.

Viele habe ich begleitet.

Männer, Frauen, Kinder, Alte und Schwache.

Und auch, wenn meine Arbeit, keinerlei Dankbarkeit oder Bewunderung findet, mache ich sie gern.

Sie brauchen mich, wie das Neugeborene, die Luft in seinen Lungen.

Doch von Zeit zu Zeit trifft mich dieses Gefühl, gar komischer Natur.

Ich empfinde Eifersucht.

Auf ein Wesen, das mir in jeglicher Hinsicht unterlegen ist.

Doch warum?

Ich sah ihr Scheitern. Aber und abermals. Kriege, Seuchen, Hunger und Leid.

Aber da war eine Sache. Ein Phänomen, dass mysteriöser ist, als jegliche andere Kraft.

Sie nennen es Liebe.

Ein wilde Mischung an Verwirrung, Freude, Leid und Erfüllung.

Eine Kombination, die selbst mir ein Rätsel ist.

Ich sah, was sie bewirkt und beobachtete, wie sie viele Male, der Ursprung von Leben wurde.

Und andere Male, der Grund für die Beendigung des Lebens.

Sie verhalten sich so komisch, wenn Liebe in Spiel ist.

Ich würde vieles darum geben, um zu wissen, wie dieses Gift schmeckt.

Ein Gift, dass betäubt, schmerzt und verwirrt, aber nicht tötet.

Sie scheinen gar kräftiger, nach dessen Einnahme.

Ich möchte, dieses Heilmittel kosten.

Doch bin ich der Tod und mir bleibt, diese Erfahrung entbehrt.

So ziehe ich meine Runde und helfe euch hinüber zu dem anderen Ort.

 

 

 

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2 Kommentare

  1. Anita Namer

    lieber SenhorDaSilva, Tod, Liebe, Sinn des Lebens – wer kennt darauf schon Antworten?
    Es bleiben immer Fragen. Ich glaube, das ist auch nötig – sonst wäre dieses Leben hier – so nicht möglich. Der Tod ist uns gewiss….doch – schließt er den Kreislauf? Oder ist er eine Geburt in etwas Neues? Hier zumindest sind wir alle gleich. Keiner kann sich “frei-kaufen”, durch Ruhm, Geld oder sonstige Leistungen ihm entkommen.
    Weiter ist es spannend, einfach nur zu sehen – wie schnell wir mit Begriffen – Gefühle, Gedanken verbinden.
    Nimm dur “Tod” und in der westlichen Welt – haben wir sofort “Trauer”, “Verlust”, “Schmerz” im Kopf. Andere Kulturen “feiern” ihn – weil der Mensch sein Leben vollendet hat. Es ist also vieles nur eine Sache der Interpretation.
    Nimm “Liebe”….und die Vielfalt ist noch größer. Jeder stellt sie sich anders vor, jeder reagiert anders …und ganz oft – erkennen wir sie nicht einmal.
    Ich möchte hier etwas von “Jan-Philipp Sendker” zitieren: “Jeder Mensch, jede Kreatur hat Angst. Sie umgibt uns, wie die Fliegen den Misthaufen des Ochsen. Tiere schlägt sie in die Flucht, sie reißen aus und rennen oder fliegen oder schwimmen, bis sie sich in Sicherheit wähnen oder vor Erschöpfung tot umfallen. Wir Menschen sind nicht wirklich klüger. Wir ahnen, dass es auf der Welt keinen Ort gibt, wo wir uns vor der Angst verstecken können, und trotzdem versuchen wir es. Wir streben nach Reichtum und Macht. Wir geben uns der Illusion hin stärker zu sein als die Angst Wir versuchen zu herrschen. Über unsere Kinder und unsere Frauen, über unsere Nachbarn, Freunde. Herrschsucht und Angst haben etwas gemein: Sie kennen keine Grenzen. Aber mit der Macht und dem Reichtum ist es wie mit dem Opium, das ich in meiner Jugend mehr als einmal probierte. Beide halten ihre Versprechen nicht. Das Opium brachte mir nicht das ewige Glück, es verlangte nach mehr. Geld und Macht besiegen die Angst nicht. Es gibt nur eine Kraft, die stärker ist als die Angst. Die Liebe.”
    Auch ich kann sie nicht erklären, die Liebe….was ich aber glaube ist – dass sie überall wirkt, dass jeder Mensch sie zum Leben braucht, dass sie Wunder bewirken kann….dass jeder von uns sie schenken kann….in jedem Augenblick…. und dass auch der Tod sie kennt und im Grunde zu ihr gehört. Es ist eine Gnade, ein Trost – irgendwann sterben zu dürfen….Wie wäre ein unendliches Leben? Gerade die Begrenztheit der Zeit – macht es so wertvoll, so einzigartig…..Anita

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    • SenhorDaSilva

      Anita ich bin beeindruckt!
      Mit welch Anmut du gleich beide Themen angepackt und dezidiert erörterst hast.
      Das Zitat ist absolut hervorragend und sehr passend gewählt.
      Ich stimme dir absolut zu. Der Tod ist eine abschreckende, aber zur gleich, sinnvolle Einschränkung, unseres menschlichen Daseins. Wie Steve Jobs es bereits treffende formuliert hat:” Death is the most wonderful Invention of life […|.” Ohne einem endgültigen Ausgang, gäbe es keinen Anreiz, den Weg dorthin kreativ zum Besseren zu gestalten. Das Mittel zur Gestaltung ist die Liebe und deinen Worten kann ich entnehmen, dass du diese Lektion bereits erlernt hast und damit, die Chance auf ein geniales Leben hast.
      Diese Leben wünsche ich dir.
      Entdecke, gestalte, verbessere und lerne, wie es nur geht und lass uns an deinen Werken wachsen.

      In Liebe,

      SenhorDaSilva
      (SenhorDaSilva.com)

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