Ich habe meine Seele im Meer gelassen

von | 25.Feb.2017 | Poesie | 0 Kommentare

Ich habe meine Seele im Meer gelassen

 

Geflohen bin ich mit Tochter und Mann,

aus Syrien, unser geliebtes Heimatland.

Fünf Jahre in der Hölle haben wir überlebt,

bis eines Tages eine Bombe unser Haus hat zerlegt.

 

Zum Glück waren wir im Keller,

sonst wären wir, des Teufels Speise auf dem Teller !

Was übrig blieb war Tochters Puppe,

wenn auch ohne Arme, blieb sie ihre geliebte “Kuke”.

 

Ein Jahr war Alma, die Tochter, nun geworden,

kann nicht schlafen, weint nur, wegen der Bomben die abgeworfen!

So haben wir uns entschlossen den Schlepper zu vertrauen,

Aleppo zu verlassen, wenn auch mit Mistrauen.

 

Mit dem Gesparten in den Kleider versteckt,

sind wir aufgebracht, zu dem Schlepper Versteck.

Abgemacht, sie bringen uns zum Schiff aufs Meer hinaus,

dafür 5000 Dollar wir gaben ihnen, im Voraus.

 

Mit Tochter im Arm, vor Müdigkeit schlief ich ein,

mein Mann hielt meine Hand, blieb wach, allein.

Im Traum ich sah wie fremde Hände,

meine Alma wollten packen, sie mir entwenden!

 

Ich wachte auf, das Herz blieb mir vor Schreck fast stehn,

ein Schlepper warf meine Alma in die hohen Wellen, konnte es noch sehn !

Mein Mann lag neben mir, die Kehle aufgeschlitzt,

die zwei Anderen, sich brutal auf mich gestürzt!

 

Der Schmerz des Leibes und der Seele war so groß,

ich viel in Ohnmacht, war wie tot.

Und als ich wieder aufgewacht,

rings rum nur Flüchtlinge, aufs Schiff sie mich gebracht.

 

Der Sturm ging los, die Wellen hoch,

500 Seelen schrien, in Todesnot !

Und schon fing das Schiff an zu kentern,

ich hatte Glück, erfasste ein Fass mit den Händen.

 

Nicht lange und die Küstenwache war da,

sie fischten mich aus dem Wasser, mit noch ein paar!

Die Rettung kam in letzter Sekunde,

obzwar ich, lieber dem Tode wäre nicht entrungen.

 

Was soll mein Leben ohne Tochter und Mann,

mein Glaube aber, lässt den Suizid nicht ran.

Und als ich dachte das Leben ging wieder voran,

erfuhr ich dass ich schwanger war, aber nicht von meinem Mann!

 

Die Mörder meiner Tochter sind die Väter dessen jetzt,

was wächst in mir, als Kind ist es gesetzt!

Wie kann ich Mutter je lieben, wenn auch meins,

ein Kind, dessen Vaters Hände ermordet Mann und Tochter, nein!

 

Es hat aber doch keine Schuld, den Samen kann man nicht auswählen,

alles gedeiht doch, so wie die Natur hat’s gegeben!

Ich werd keine Mörderin werden, wenn auch bestraft,

im Neugeborenen ich werde Alma sehen, Tag und Nacht.

 

Ich muss leben, muss eine gute Mutter sein,

im innern meiner Seele , da bin ich aber allein!

Sie wird für immer bleiben, dort auf dem Meer,

wo das Schicksaal nahm mir die Liebe und noch viel mehr!

 

 

Franz Eisele                        Heidelberg, 20.10.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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