Der Hund in der Sauna

von | 26.Mai.2022 | Poesie | 3 Kommentare

Wirr zittern die Pfoten, schwer hechelt die Zung’

Die Hitze ist grausam, der Hund nicht mehr jung

Man lockt ihn mit Knochen von schwein’schem Getier

Ein Hund ist stets gierig, er kann nichts dafür.

 

Entsetzlich die Pein, nie größer die Not

Könnt’ er nur beten, er riefe zu Gott:

“Oh Herr, du erschufest den Menschen, doch auch das Getier

Erbarm dich, hab’ Mitleid mit einem Tier hier wie mir!”

 

Da öffnet die Tür sich, ein Kindlein noch klein

Auf der Suche nach Eiern schaut forschend herein

‘s ist Ostersonntag, die Auferstehung des Herrn

Kreatur ist gerettet, sie lebt doch so gern.

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3 Kommentare

  1. Stephan Wannovius

    Gut formuliert, kreativ – aber warum antichristliche Satire??? Würden Mohammed oder Allah so karikiert, gäbe es weltweit einen Aufschrei, vielleicht sogar mit Toten.
    Aber die Christen sind halt nett und lassen sich alles gefallen – ob auch GOTT selbst??!

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    • Hubertus Stäger

      Lieber Stephan Wannovius,

      ganz vielen Dank für den kritischen Beitrag. Mitnichten aber handelt es sich hier – wie es zugegebenermaßen auf den ersten Blick scheinen mag – um antichristliche Satire oder gar Karikatur, sondern um eine Veranschaulichung göttlicher Omnipotenz.

      Zu Beginn des dreistrophischen Gedichtes wird eine Ausnahmesituation geschaffen, in welcher das Leben einer Kreatur, eines Hundes, unmittelbar bedroht ist. Das Tier ist nicht mehr jung, hat vielleicht ein hartes Leben hinter sich und verdient nun eigentlich die Ruhe des Alters. Stattdessen locken es offensichtliche Sadisten mit einem Schweinsknochen in die erbarmungslose Hitze einer Sauna, damit es darin elendiglich den wohl schlimmsten aller Hundetode stürbe. Eine Vorgehensweise, die selbst dem abgebrühtesten Hundehasser die Schamesröte ins Gesicht treibt.

      Zur besseren Identifikation mit der furchtbaren Lage des Tieres ist es sinnvoll, dass sich der geneigte Leser in dessen Situation versetzt. Was könnte des Hundes Not besser ausdrücken, als dass man ihn in der zweiten Strophe selbst zu Wort kommen ließe!

      Alsdann steht der Dichter am Scheideweg: Lässt er das Tier kläglich verenden oder aber erfolgt eine unverhoffte Rettung? In einer solch lebensbedrohlichen Lage kann nur noch eine höhere Macht helfen! Die Situation erfordert ein Erscheinungswunder als Ausdruck inniger Zuneigung und allgegenwärtiger Präsenz.

      Da einem persönlichen Einschreiten höherer Mächte in diesem Falle jedoch leicht der Ruch des Grotesken anhaften könnte, delegiert der wohlwollende Gott seine Macht auf ein kleines Kind als Erfüllungsgehilfen seines Ratschlusses, in dessen Unschuld seine göttliche Allmacht aber unzweifelhaft deutlich wird.

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