Freitag

von | 07.Sep.2021 | Poesie | 2 Kommentare

Dreizehn verstummte Gestalten bei Nacht 

Ein kaltes Herz dazwischen 

Das ihre Schemen zu Menschen macht 

Und du stehst daneben und blickst sie nur an 

Weil dein Fragen ihr Schweigen nicht brechen kann 

 

Wenn du zu leise bist 

 

Dreizehn verregnete Hochsommernächte 

Eine wohliges Ohnmachtsgefühl 

Für die launenhaften Wettermächte 

Und du sitzt am Fenster und blickst in das Prasseln 

Und lässt sie dein liebliches Lächeln vermasseln 

 

Wenn du zu leise bist

 

Auch ich will den Dämmen das Brechen verwehren 

Auch ich will den Fluten das Steigen erschweren 

Auch ich bin verloren wenn ich in ihnen schwimme 

Bitte schenk mir deine Stimme 

 

Weil ich zu leise bin 

 

Dreizehn vertrocknete Fensterbankpflanzen 

Ein gekipptes Fenster daneben 

Lässt den Wind ihre Blätter zu Boden tanzen 

Und du sitzt daneben und gießt sie nicht 

Obwohl ihr Anblick dein zaghaftes Herz zerbricht 

 

Wenn du zu leise bist

 

Dreizehn verschlossene Wohnzimmertüren 

Ein kalte Stille auf dem Flur 

Lässt dich die fehlende Offenheit spüren 

Weil sie dort sind und trotzdem dein Klopfen verdrängen 

Und dein Dasein nicht ausreicht um Mauern zu sprengen 

 

Wenn du zu leise bist

 

Auch ich stehe hier und ich rufe seit Tagen 

Auch ich kann die Gleichgültig nicht ertragen 

Auch ich bin gefesselt an lieblose Orte 

Bitte schenk mir deine Worte 

 

Weil ich zu leise bin 

 

Dreizehn verdrießliche Alltagsgesichter 

Mit dem Rücken zur Wand 

Im Schatten ihrer trüben Nachttischlichter 

Du funkelst sie mit zornigen Augen an 

Weil dein Funkeln die Schatten nicht ausleuchten kann 

 

Wenn du zu leise bist 

 

Dreizehn Flaggen am Fahnenmast 

Flattern um die Wette 

Weil die Farbe der Welt nicht zur Fahne passt 

Und die Flaggen haben ihren Nutzen verkannt 

Deshalb stehst du allein und verachtest dein Land 

 

Das zu leise ist 

 

Auch ich will Toleranz und Hoffnung zurück 

Deshalb stehe ich hier und versuche mein Glück 

Auch ich bin gefesselt und spüre den Schmerz

Bitte schenk mir dein Herz 

 

Weil ich zu leise bin

 

 

Thesentimentalsentinel

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2 Kommentare

  1. Stephan Wannovius

    Grossartig! Ja, man darf die Dunkelheit beklagen, sie ist kaum zu ertragen! Aber die Antwort auf die missliche düstere Lage: Werde selbst zum Licht! Leuchte Gottes Liebe und Macht in die Nacht!

    Antworten
  2. Stephan Wannovius

    Noch ein Anstoß: lieber Kollege: Versuche es zur Abwechselung doch auch mal mit kurzen Gedichten oder Sinnsprüchen/Gedankensplittern (Aphorismen). Unsere liebe Kollegin Solino/Anita Namer überzeugt auch durch die Mischung sehr knapper und ausführlicher Texte.

    Antworten

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