Die Wälder tragen goldne Tracht,
der Wind flüstert in stiller Pracht,
er streift das Land mit kühler Hand
und malt den Tag in Feuerrand.
Die Sonne sinkt nun sanfter ein,
vergoldet Fluss und Felderreih’n,
ihr Licht – ein letztes, warmes Glühen,
bevor die Nebel leis’ verziehen.
Die Bäume tanzen Blatt um Blatt,
bis jede Krone Wurzeln hat.
Ein Rascheln tönt auf jedem Pfad,
ein Abschied, der noch Hoffnung hat.
Kastanien fallen, rot und rund,
der Apfel glänzt in vollem Mund.
Ein Duft von Erde, Moos und Zeit
durchzieht das Land in Dunkelheit.
Der Herbst ist mehr als nur Vergeh’n,
er lehrt das Schauen, Steh’n, Versteh’n.
Ein stiller Meister, mild und weise –
ein Buch aus Gold auf letzter Reise.
Ich sag ehrlich bestes Gedicht dass ich je gehört habe.
Hallo Keanu, willkommen hier im Forum. Stimmt, ein gutes, gelungenes Gedicht.
Doch ob es das allerbeste ist?
Überlassen wir das lieber der Leserschaft, Literaturkritik und Literaturwissenschaft.
Eigenlob befremdet mich, obwohl es hier nicht neu ist.
Der bekannteste und emsigste deutsche Internetdichter deutete – allerdings direkt in seinen Gedichten – wiederholt an, dass er allen anderen Lyrikern weit, weit überlegen sei.
Dass ich Stolz und Eigenlob
weniger mag, liegt auch an meiner Erziehung und meinem christlichen Glauben.
Aber womöglich hast du einen anderen kulturellen Hintergrund, der beides positiv sieht.
Anbei ein paar spontane Gedanken:
POETISCHE ETIKETTE
Jeder Dichter liebe sein Gedicht
Wie ein Vater sein Kind
Er gebe seinen Versen
starken Ausdruck,
eindrucksvolle Bilder
und Gewicht
Doch in seinem persönlichen Auftritt
sei er bescheiden
und schlicht
Denn sich selbst lobt
auch der beste Dichter nicht
Sonst verlöre er sein Gesicht
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 11/10/25
UNTERSCHEIDUNG
Ich bin fair
Auch zu deinem Vorteil
und deiner Ehr’
Ich verstehe es,
Dichter und Dichtung
zu unterscheiden
Kann ich auch
Stolz und Überheblichkeit
mancher Lyriker nicht leiden,
so werde ich doch stets
ein abschätziges Urteil
über deren gelungenes
Werk vermeiden
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 11/10/25
WI(E)DER TRUMPSCHE WELTEN
In neuen Trumpschen Welten
sind Demut und Bescheidenheit selten
Und dennoch, dennoch
lasse bitte
die alten Werte gelten:
Arbeite hart, leiste viel
Aber schieße persönlich
nie übers Ziel
Halte dich lieber zurück
Denke mal an Napoleon Bonaparte –
Sich selbst zu krönen,
bringt kein Glück
Lenke dein Streben,
deinen Sinn zu anderen hin
Wer Anerkennung kann geben,
wird Anerkennung erleben
Fremdes Lob zählt
Eigenlob seine Wirkung verfehlt und
die Mitmenschen quält
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 11/10/25
DICHTERRAT
Dichter, Dichter,
nimm dich und deine Kunst
nicht gar so wichtig
Dann dann bist du
genau richtig
Denn es gibt Wichtigeres
zu erleben
Stephan Wannovius,
11/10/25
LG aus der Ferne
nach Europa
Stephan
Noch eine Ergänzung
DICHTER-ERMAHNUNG
Dichter sind recht eigen
Doch zu Stolz und Hochmut
sollten sie nie, niemals neigen,
aber stets Mitgefühl und Empfinddamkeit zeigen
Stephan Wannovius, Dalian, China, 12/10/25
POETISCHE GEBETSEMPFEHLUNG
Dichter, denke immer daran,
wer dir dein Talent schenkt
Und deshalb danke Gott
für diese Gabe
Erniedrige dich
vor dem Allmächtigen
Erhöhe ihn
Denn dazu bist du
als Christ pflichtig
So machst du alles richtig
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 12/10/25
Wenn du ohne Eigenlob nicht leben kannst, dann schreibe es direkt unter dein Gedicht. Eines separaten Kommentars bedarf es nicht.
LG Stephan