Ihr Lebenswerk
Sie hat ihr Häuschen selbst bezahlt,
Als Magd malocht, eisern gespart,
Den Wunsch sich lange ausgemalt,
Wie es dort wär’, wenn sie gepaart.
Doch er war von der schlimmen Sorte,
Sie hatte gar kein leichtes Leben:
Er nahm ihr Geld, gab böse Worte,
Dafür musst’ sie ihm alles geben.
Da kam das Häuschen gerade recht
Mit Gärtchen, mit Kleinhühnerstall:
Trotz Armut lebte sie nicht schlecht,
Denn Eigenes blieb erste Wahl.
Zwei Söhne hat sie großgezogen,
Gefördert sehr, geliebt, gemocht.
Das Schicksal blieb ihr ja gewogen,
Petroleumlampen hatten Docht!
Früh starb der Mann, ließ sie allein
Auf ihrem Sächlein, Augen weinten:
Das Leben war schon sehr gemein,
Natur und Bibel heilten, einten.
Gartenvorräte legt’ sie an,
Hühner halfen zum Überleben.
So konnte sie auch ohne Mann
Sich Hoffnung in die Jahre geben.
Nie saß vorm Dämmern sie vorm Haus,
Um sommers dem Ozon zu fliehen.
Fast Hundert wurde deshalb draus,
Spät durft’ sie seh’n, wie Wolken ziehen…
©Hans Hartmut Karg
2023
*
0 Kommentare