Indischer Ozean

von | 13.Nov.2016 | Poesie | 0 Kommentare

Dein Rauschen soll meine Ohren betäuben.
Dein Nebel meine Augen erblinden lassen.
Deine weissen Zungen sollen die meine an sich reißen und mich des letzten Stückes Verstand berauben, das noch ist in mir.
Dort hinten. An deinem dunklen Horizont – wo Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Blut und Luft sich treffen. Dort will ich dich berühren. Dort möchte ich den über dir schwebenden Mond ergreifen und an ihn geklammert hinab sinken in deine unendliche Tiefe, bis wir sanft den weichen Sand deiner Seele erreichen um darin für immer mit dir zu sein. Um in dir zu vergehen.

Ich stehe hier vor dir. Voller Respekt. Klein wie ein Kind. Will mich dir nähern. Fühle mich angezogen von deiner Kraft. Ängstige mich vor deinem grenzenlosen Zorn. Dein Ruf – er liegt in meinem Ohr. Du schreist mir ins Gesicht “Heute ist nicht der Tag!”. Er hallt nach in mir, wird zum Flüstern “Heute ist nicht der Tag!”. Und du flüsterst schreiend weiter: “Werde zum Vogel. Werde zu Mondschein. Werde zu dunkler, sternloser Nacht. Berühre mich am Horizont. Ein einziges mal nur und ich werde dein.”

Dies Flüstern es wurzelt tief bis in meine Zehen. Es schreit: “Indischer Ozean.”

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