Vor einem Jahr

von | 30.Jul.2020 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Vor einem Jahr

 

Die Welt war eine andere noch,

Als reisend wir mit sehr viel Mühen

Strapazen nahmen auf uns doch,

Um in Hellenenwelt zu ziehen,

 

Wo so lebendig viel Kultur

Bei den Ahnen Europas,

Mit Mythologie und in Natur

Das Friedenszeichen Olympias.

 

Das Kreuzfahrtschiff fuhr nach Piräus,

Wir: Hoffnungen in stillen Herzen,

Dachten an Zeus, an Mykonos,

Sahen in Kirchen viele Kerzen.

 

Sehr hell und mild strahlte das Licht,

Wo diese vielen Kirchen standen,

Brachte den Seelen Gleichgewicht,

Damit wir uns ihnen zuwandten.

 

Dann ging es weiter nach Korinth,

Ein Bus brachte uns rasch dorthin,

Wo man den Eindruck gern gewinnt,

Dass auch die Technik machte Sinn.

 

Der Isthmus wurde durchgesägt,

Man kann die Sägespuren sehen.

Da war das Herz schon tief bewegt,

Wo viele Griechenfahnen wehen.

 

Doch sah man auf die Straßenränder,

Die dort mit Glas, Plastik gefüllt,

Mit Schrott, als wären dies Gewänder,

Mit denen alles zugemüllt.

 

Selten sah ich so viel Unrat

Neben der Zufahrtsstraße liegen:

Als wär’ dies eine Heldentat

Musste Müll Natur besiegen!

 

Und auf der Rückfahrt vom Kanal

Stank in den Bus Petrochemie,

Wo Giftwolken in großer Zahl

Uns zeigten: Filter gab es nie!

 

Man sah auch schwarz verbrannte Erde

Und überall verkohlte Hügel.

Nur Kerzenlicht verdeckte Träume,

Als gäbe Flucht den Menschen Flügel.

 

Wirfst Du den Blick weiter hinaus,

Wo Bergrücken so kläglich wüsten,

Fliehst Du gerne ins kühle Haus,

Bewunderst lieber alte Büsten.

 

Ist das in diesem schönen Lande

Nicht schlimm, dass niemand Müll wegräumt?

Ist das denn nicht Europas Schande,

Dass Umweltstandards man versäumt?

 

Nicht hatte ich das je vermutet,

Dass man sich darum hier nicht kümmert

Und sich endlich ein wenig sputet,

Bevor die Flora ganz verkümmert.

 

Einst hatten Griechen das entdeckt:

Glückseligkeit und Überleben!

Das war in die Wiegen gelegt.

Was bleibt zu einem Guten Leben?

 

Vor einem Jahr mussten wir sehen,

Dass offenbar wenig noch lebt

Von diesem guten, alten Lehen,

Mit dem man einst zur Freiheit strebt’.

 

Da draußen fällt kein Brunnen auf,

Die Wasser sind dort wohl versiegt:

Das Meer begleitet unseren Lauf,

Wo man den Segen längst bekriegt.

 

Gebete helfen nur der Welt,

Wenn wir schützend auch danach handeln.

Wird das Vermüllen abgestellt,

Kann man im Segen wieder wandeln.

 

 

©Hans Hartmut Karg

2020

 

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