Weisses Gedicht

von | 29.Okt.2016 | Poesie | 0 Kommentare

Ich sitze am Schreibtisch. Mit Schmerzen. Und
dieser Behinderung. Und Krebs. Und denke mir:
“Gebe auf!” Aber dann erinnere ich mich: “An
das weisse Gedicht!” An die Worte ohne Krieg.
An die Macht ohne Verlierer. An die Liebe ohne
Angst. Und sage mir so: “Schreibe weiter!”
Finde den Satz der alles ist. Finde den Mensch
der alles ist. Finde das Glück das alles ist.
Und weiß! Es gibt nur Chaos: “In meinem Leben!
In meinem Körper! In meinen Wünschen!” Aber
dann denke ich: “An das weisse Gedicht!” An
den Blick der berührt. An die Sprache die
liebt. An das Wissen das lebt. Und die Welt
ist anders. Und ich gebe nicht auf!

Ich kenne das Leben ganz gut. Den Mensch und
seinen Egoismus. Die Politik und all ihre
Lügen. Die Kriege ohne jeden Sieg. Und das ist
alles ohne Ende. Und es gibt wenig Hoffnung.
Nicht für mich. Nicht für andere Menschen.
Nicht für die Welt. Aber dann erinnere ich mich:
“An das weisse Gedicht!” An die Stille, wie
ein Lied. An den Spaziergang, wie ein Gebet.
An das Gespräch, wie eine Geburt. Und sage mir:
“Gehe weiter!” Und finde den Gedanken mit Farbe.
Und ich denke: „An den Kuss der alles weiß! An
das Wort dem alles gehört! An den Mensch der
liebt! An das weisse Gedicht!“ Und die Welt
ist anders. Und ich gebe nicht auf!

Ich sitze am Schreibtisch. Krank. Und nach
Tagen im Bett. Und denke so, über das Leben,
nach. Über grüne Nächte. Und rote Sätze. Und
weisse Gedichte. Und an Worte die tanzen. Und
an Träume die fliegen. Und an Freiheit die
zaubert. Und ich habe diese Idee. Setze mich
in den Rollstuhl. Besuche ein Cafe. Lächle
mit den Menschen. Geniesse einen Tee. Und
fahre dann durch die Strassen. Sehe blaue
Häuser. Finde malende Schritte. Höre lachende
Sterne. Und erinnere mich an herrliche Feste.
Und an wunderbare Länder. Und an faszinierende
Frauen. Nehme einen Zettel. Und einen Bleistift.
Und schreibe! Und beginne: “Das weisse Gedicht!”

(C)Klaus Lutz

Pa. Am 2.10.2016 um 21:12 Uhr zuerst
auf www.e-stories.de veröffentlicht!
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