Was treibt den grossen Volksmaler bloss?
Was ist mit seiner Seele los?
Stolz sitzt er auf dem Thron
Des Volkes Huldigung heisst sein täglich Lohn
Bewundert es nicht jeden Pinsel-, jeden Zeichensteich,
lobt es ein Gemälde und das andere nicht,
eine Zeichnung und die andere nicht,
wird er ganz, ganz böse – schlicht,
denn er ist rein auf Lob erpicht
Seine einhunderttausend Gemälde und Zeichnungen
empfindet er allesamt genial,
keines seiner Werke als banal
Er weiss es nicht: Nicht jedes Werk eines Meisters
gerät zum Meisterwerk
Das eine gehört im Nu dazu, das andere eher nicht
Doch sagen, sagen darfst du ihm das nicht
Sonst wird er dich in einer Karikatur verspotten, plagen
Denn er kann keine Kritik ertragen
Deshalb solltest du ihm gegenüber niemals die Wahrheit wagen
Stephan Wannovius, 7.09.21
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