GEDANKEN

von | 25.Jun.2018 | Dies & Das, Poesie | 4 Kommentare

Hab das Gefühl, ich kann alles ein bisschen, aber nichts so richtig und mein Verstand verliert oft selber den Verstand, wenn ich über all das immer und immer wieder nachdenk‘.
Ich frag mich viel zu Vieles, was sich eigentlich nicht lohnt, was sinnlos ist und gar nichts bringt, aber wohin mit den ganzen Gedanken?

Aufstehen, lernen, leisten, nacharbeiten, müde werde, schlafen gehen, aufs Wochenende hinarbeiten, die immer und immer wiederkehrende Tagesordnung akzeptieren, bloß nicht hinterfragen, einfach funktionieren.
Wo ist denn da noch Zeit für meine Gedanken, meine Gefühle, meine Ideen und meine Theorien? Ich versuche ja, sie zu formulieren, aber da ist einfach kein Platz, weil in meinem Kopf so viel zu viel los ist.

Von Ortskurven und Integralen, von Zellen und Stammbäumen, von deutscher Geschichte bis nach Amerika, ich kann zu allem etwas sagen, weiß über alles irgendwie Bescheid, aber über das eigentliche Leben weiß ich nichts, weil da kein Platz mehr ist für scheinbar nebensächliche Gedanken, die ja eh nicht interessieren, denn was wichtig ist, ist mein NC, mein verdammter numerus clausus, alleine dieses Wort ist total bescheuert, der später auf einem Blatt Papier steht, welches mir die Türen ins Leben öffnen soll, aber

welches Leben? Wie funktioniert dieses Leben eigentlich, was ist das? Und wer bereitet mich darauf vor? Wie lebe ich, wenn ich doch eigentlich nichts vom Leben weiß?
Ich weiß alles und doch nichts, weiß zu viel, was ich nicht wissen will, aber die Antworten auf die wichtigen Fragen des Lebens, die scheinen viel zu weit entfernt zu sein.
Jeder fragt nach meiner Meinung, will sie aber gar nicht hören, denn sie könnte anders sein, als der trügerische Schein und der Schein könnte auch wieder anders sein, als es scheint, so fragt man sich doch häufig, meint man es wirklich so, wie man es meint?
Ja ich weiß, ich bin manchmal viel zu chaotisch, so wie auch meine Gedanken und vielleicht auch wie dieser Text und vielleicht macht das hier alles für manche keinen Sinn, aber für mich ist dieser Text ein wirklicher Gewinn, denn es ist alles so, wie es scheint, denn hier ist alles zu einhundert Prozent ehrlich gemeint.

Und auch, wenn das hier alles so verdammt negativ klingt, so weiß ich wohl, was für ein Glück ich habe, dass ich von allem etwas weiß, aber von nichts so richtig, denn, wenn ich alles so richtig wüsste, wo wäre dann Platz für solche Texte, weit weg von logischem Denken, so wie ich es tag täglich tue, denn sonst wüsste ich von nichts nur ein bisschen, sondern gar nichts. Und das wäre traurig.

(C) Stillepoetin

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4 Kommentare

  1. Anita Namer

    liebe stille Poetin, das ist das Beste, was ich seit langem gelesen habe. Meine ersten Gedanken waren – “Bravo – du bist noch lebendig!” Das ist nicht jeder.
    Ich glaube, all diese Fragen, Gedanken – gehören zum Leben wie das Atmen.
    Wenn man aufhört, sich Fragen zu stellen – hört man auch mit dem Leben auf.
    Wie funktioniert das Leben eigentlich? Wer bereitet uns auf das Leben vor?
    Aus meiner Sicht? Keiner. Weil´s keiner wirklich weiß. Mancher glaubt es zu wissen, doch woher sollte er es wissen? Das versuchen alle schon seit Jahrtausenden und meinen immer wieder den “Stein der Weisen” gefunden zu haben, bis sich das Gegenteil herausstellt. Keiner kann dich oder sich selbst auf`s leben vorbereiten, weil`s meistens anders kommt, als man denkt.
    Behalt dir deinen Humor, der klingt hier raus! 🙂 Bleib neugierig, fragend und hinterfragend. Es lebt sich leichter – wenn man es schafft, die “Wertung” raus zu halten.Wer sagt, ob etwas “gut oder schlecht”, “richtig oder falsch” ist? Auch das weiß keiner wirklich. Manches “ist” einfach und wir ändern es nicht, indem wir es nicht so wollen, wie es ist. Wir können uns immer entscheiden, ob wir es aus der “dunklen” oder “hellen” Sichtweise betrachten und wie wir damit umgehen. Wobei dunkel und hell schon wieder Wertmaßstäbe sind. 🙂 Das sind meine spontanen Gedanken dazu, die auch nicht den Anspruch der Richtigkeit haben….einfach, meine persönliche Erfahrung sind. Liebe Grüße, Anita

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    • stillepoetin

      Wow! Vielen, vielen Dank, ehrlich. Ich bin grade wirklich überwältigt von deinem Kommentar. Vielen Dank. Ich habe mich lange nicht getraut, meinen Text oder meine Texte zu veröffentlichen und hier auf diese “anonymere” Art fiel es mir doch irgendwie leichter. Ich danke dir wirklich sehr, das macht mir Mut.
      Liebe Grüße

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  2. flacheBergeundsteileTaeler

    Liebe Autorin, ich glaube es ist eine beinahe schier unmöglich zu bewältigende Mammutaufgabe dieses Chaos der Gedanken in Worte zu fassen, ohne dass die Worte sich ebenfalls so chaotisch aneinanderreihen wie die Gedanken selbst, aber dir ist es irgendwie gelungen. Zwischen den Zeilen klingt etwas unglaublich besonderes heraus – ich formuliere es mal als optimistischer Pessimismus. Du erschaffst mit deinen Worten eine Welt, die wir alle nur zu gut kennen, wir waren bzw. sind jeder selbst in diesen aufeinander zustürmenden Wirbelstürmen der Entscheidungen die wir treffen müssen, gebunden an dem was wir schon erlebt haben und was noch auf uns zukommt.
    Dieser Schein von dem du sprichst: ich glaube das ist Schutz und Selbstschutz zugleich, ein Rettungsschirm für den Fall in die unverblümte Wahrheit des Lebens, aus der wir uns entrinnen wollen, weil sie so viel zu kompliziert ist und irgendwie machen wir unser Leben somit noch viel komplizierter als es so schon ist.
    Ich hoffe in dir eine Autorin sehen zu können, die weiterhin versucht ihre Gedanken zu entschlüsseln und ein verständliches Bild daraus zu erschaffen – denn so etwas ist ein Gewinn für uns alle!
    Mit ganz lieben Grüßen, Pierre! 🙂

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