Manchmal entdecke ich in dunklen Stunden,
da ich mir selber fremd und feind,
dass das, was ich für bös und schicksalhaft befunden,
was grob und ungebührlich mir erscheint,
der Seele helfen könnte zu gesunden,
obgleich es der Verstand verneint.
Die eigne Unzulänglichkeit genau betrachten,
den Blick auf Lüge und auf Heuchelei
zu richten, indes dann dennoch zu beachten,
dass niemand sagen kann, er sei von Schwäche und von Irrtum frei
wäre ein Weg, Tyrannen zu entmachten
und auch ein Ausweg aus der eignen Tyrannei.
Die innre Schau in meinen tiefsten Herzensgrund,
macht mir das eigene unverfälschte Antlitz offenbar,
und was ich dort erblicke tut mir gleichwohl kund,
dass Gott und Wahrheit und ich selbst von jeher eines war.
Betracht ich mich auf jene Weise, dann schau ich Gottes Antlitz und
erkenn mich selbst im Spiegel meines Herzens wie Kristall so klar.
In solcher Einsicht kann ich die Gestalt annehmen,
in welcher Mensch dem Menschen würdig sich erweist
da überwunden und vergessen aller Tadel, alles Schämen
und abgelegt das alte Sinnen, das immerfort um Schuld und um Vergeltung kreist
Dann läge jener Ort, an dem das Paradies wir wähnen
dort wo den Sinn des Mangels und de Ungenügens man begreift.
Mehr hier: https://www.literatpro.de/gedicht/100519/die-innere-schau
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