Bertha

von | 17.Nov.2020 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Bertha

 

Wer kennt bei uns schon jene Bertha,

Die einstmals des Kaisers Gattin?

Wer weiß, dass sie Italien nah,

Hatte dafür Gespür und Sinn.

 

Niemand kennt sie bei uns hier mehr,

Die Zeit ist längst vergangen,

Als es die Krone hatte schwer,

Noch Einfluss zu erlangen.

 

Als Ehefrau Heinrichs des Vierten,

Canossa-Heinrich auch genannt,

Zog sie mit dem Kaisergekürten

In unser großes Sehnsuchtsland.

 

Die Städte in Italiens Norden

Waren ihr herzlich zugetan.

Reichtümer konnten auch horten,

Ihr Mann kurbelt’ den Handel an.

 

Den Menschen dort ging’s gar nicht gut,

Stadtbürger hatten auch zu kämpfen.

Doch Bertha schuf den neuen Mut,

Um Armut dort zu dämpfen.

 

Beide war’n sie südwärts gezogen

Und es begegnete bei Montegrotto

Ein Mädchen ihr, nett angezogen,

Doch bettelarm als pars pro toto.

 

Ein Wollknäuel schenkte das Mädchen

Der Bertha und die ward so gerührt,

Dass sie zog in das Padua-Städtchen,

Wo ihnentiefe Huld gebührt’.

 

Zum Mädchen schickt’ die Königin

Den Boten, der es holen sollte,

Denn Bertha hatte hohen Sinn,

Weil sie um Menschenarmut wusste.

 

Als nun das Mädchen vor ihr stand,

Gab sie das Knäuel ihr zurück,

Lächelte sie an selig verwandt

Und sah sie an mit warmem Blick:

 

„So lange wie jetzt ausgerollt

Der Wollfaden am Boden liegt,

So viel an Land, das schenk’ ich hold,

Womit die Armut wird besiegt.“

 

So kam das Kind zu Königsland

Und war auf einmal nicht mehr arm,

Weil Bertha mit der Gönnerhand

Sich diesem armen Kind erbarm’.

 

Seit dieser Zeit wird hoch verehrt

Die Bertha in dem Thermenland.

Weil sie die Armut abgewehrt,

Ist sie bis heute dort bekannt.

 

 

©Hans Hartmut Karg

2020

 

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