Kind

von | 03.Mrz.2014 | Poesie | 0 Kommentare

Sie wollte dass ich schreibe, sie sagt ich hätte so viel zu erzählen. Doch ich glaube nicht, dass sie hören möchte was ich zu sagen habe. Ich habe eine lange Geschichte über Macht und Demütigungen zu erzählen, was mit einer kleinen Kinderseele geschieht, wenn man sie versucht zu zerbrechen. Viele Jahrzehnte habe ich geschwiegen, nicht weil ich glaubte es gäbe nichts zu sagen, doch wie Worte finden für dieses unaussprechliche in mir. Wo sollte ich anfangen, wie sollte ich dem trauen, was ich fühle, wo mir doch immer wieder gesagt wurde, was Wahrheit ist und das meine Empfindungen falsch sind.

Ich habe Jahre der Auseinandersetzung mit mir und meinem Leben gebraucht, um dem zu trauen was ich fühle, um gegen überragenden Intellekt und permanenter Manipulation sagen zu können, dies ist meine Wahrheit, meine Gefühle, meine Sehnsüchte, mein Leben und ich verhalte mich so wie es mir mein Herz, mein Geist, mein Gewissen mir sagen.

Meine Gefühle aus jener Zeit nehmen mich immer wieder gefangen, obwohl ich dieser Situation längst entkommen bin, mein eigenes Leben lebe, Freundschaft und Liebe in unterschiedlichster Form begegnet bin, so sind es doch die Ängste und die Verzweiflung dieses kleinen Kindes, die mich immer wieder einholen und die erkämpfte Freiheit so wertlos erscheinen lassen.

Wenn ich diese kleine Kind sehe, möchte ich es in den Arm nehmen, es halten und ihm sagen, dass es keine Angst mehr haben muss und alles gut wird. Seine Verzweiflung und Einsamkeit möchte ich ihm nehmen, ihm erzählen das es sich lohnt zu träumen, dass in dieser Welt, die ihm verschlossen scheint, so vieles auf ihn wartet, nach dem es sich sehnt.

Jede Nacht vor dem Einschlafen träumte es sich in eine Familie in dem das Wort Liebe nicht nur eine leere Hülle war, von einem Vater, der nicht lieblos liebt und einer Mutter, die es um seinetwillen liebte und nicht mit jeder Faser ein Mädchen haben wollte. Jede Nacht weinte sich dieses Kind in den Schlaf und hoffte am nächsten Tag in einer anderen Welt aufzuwachen.

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