Ein süssliches Gedicht schmeckt mir nicht
In einem guten Gedicht steckt tiefe Verzweiflung,
als wäre das Leben nicht, nicht mehr oder schon lange her
Auf jeden Fall unerträglich, unerträglich schwer
Das Werk sei ein Lebensschrei mit viel Blut dabei
Not ist des Poeten täglich Brot
Zerrissenheit ist seine Feder, Blut seine Tinte
Der Dichter muss an die Grenzen gehen,
eigene Abgründe sehen und überstehen
Er muss tausend Tode sterben,
um wenigstens etwas Erkenntnis zu ererben
Nur aus des Daseins Scherben formt er ein brauchbares Gedicht
Denn nicht Freude, Leiden hat Gewicht
Gewicht, weil es lyrisch die Wahrheit spricht
Und wenn ein Gedicht dennoch Hoffnung verbreitet,
wurde die Hoffnung stets von überstandenem Schmerz abgeleitet
Stephan WANNOVIUS, 15.12.21
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