Entschuldungsargumente für Massenmörder?

von | 04.Jan.2022 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Entschuldungsargumente für Massenmörder?

 

Irgendwie, irgendwann, irgendwo

Sind auch diese Menschen entstanden,

Brannten in diesem Leben lichterloh

Und mordeten in ihren Landen.

 

Banal und trivial ist immer das Böse,

Ein freies Lachen von Mördern ziert nie ein Bild.

Nichts zeigt Anspruch und wahre sittliche Größe,

Unmenschlichkeit trägt ihr eigenes Schutzschild.

 

Und hinterher hat wieder keiner geglaubt,

Dass so etwas hätte wahr werden können an Orten:

Mit Hitler, Stalin, Pol Pot wurden geraubt

Millionen Menschen ihr Erdleben durch Morden.

 

Die Entschuldungsargumente sind Legion

Und lassen sich von Würdigen kaum begreifen,

Wie man innerlich so verbohrt, mit schlimmer Passion

Die Aggressionen und Machtgelüste ließ reifen.

 

Bei Hitler war immer die Mutter zu jung,

Der Vater zu alt, wollte kein Kind mehr haben.

Doch der Trieb hielt die Gewalt mächtig in Schwung,

Den Mitläufern reichten aus seine trivialen Gaben.

 

Bei einem anderen war es scheinbar die Zeit,

Welche vornehmlich Tyrannenverhalten begünstigt’,

Weil Mitmenschen dort für seinen Zeitgeist bereit –

Und die Zeit eben auch wieder einmal blutrünstig.

 

Und dann gibt es wiederholt das Totschlagargument:

Der Massenmörder wäre geschlagen worden.

So befreit man wenigstens für einen Moment

Taten vom Schrecken, übersieht das Leid, die Horden.

 

Das Millionenleid wird einfach ausgeblendet,

Als könnten Geist, Gewissen nicht NEIN sagen.

Da wird dann viel Begründungswissen verschwendet,

Als dürfte das Begreifen Verstehenssätze wagen.

 

Wieso ist dann ein Beethoven human geworden,

Hat die Brüder versorgt – trotz Mutter und Vater?

Weshalb zog Bach zu Buxtehude in den Norden,

Nahm als Waisenkind sich Musik zum Berater?

 

Viele Genies waren auch traumatisiert

Und haben doch menschlich gehandelt.

Dürer hat als Halbmigrant uns vorgeführt,

Wie man Geistreichtum in Kunst verwandelt.

 

Kein Mensch muss jemals das Böse übernehmen

Oder gar auf seine Lebensfahnen schreiben.

Er kann immer auch hin zum Gewissen reifen,

Will er befreiend aus den Niederungen hochtreiben.

 

Nicht einmal die Statistik ist’s, die überzeugt,

Dass Massenmörder Teil des Menschengeschlechts,

Aus dem immerzu auch der Totenkopf äugt

Wo es nicht Teil bleibt der Sitte, des Rechts.

 

Da gibt es wirklich nichts zu entschulden,

Wenn ein Mensch zum Massenmörder abgleitet.

Man darf jene Pseudowissenschaft nicht dulden,

Die ein entschuldendes Achselzucken verbreitet.

 

 

 

©Hans Hartmut Karg

2022

 

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