Du versuchst Deine Scham
Zu verstecken, hüllst Dich ein
in ein Kleid aus Tüll
Das Netzgewebe verdeckt zwar
nur einen Teil, doch Du fühlst
Dich angezogen, merkst nicht,
dass Dir Die Blicke entgehen,
die Du auf Dich ziehst.
Für Dich fühlt sich der Tüll
wie dichtgewebte Chinaseide an,
er schmiegt sich um Deinen Körper,
Du kannst ihn so drapieren,
dass er die Konturen, die Du
als Speckrollen bezeichnest
kaschiert, Dein großer Busen
der schon in jungen Kindertagen
zu wachsen begann, der Dir
Schmerz bereitet hat, nicht nur
Körperlich, Du hast ihn immer
verstecken wollen, nun ist er
verhüllt, unter Tüll
Wie hast Du Dich geschämt,
weil die Blicke der Männer,
die zu früh die Frau in Dir sahen
Dir unheimlich vorkamen,
weil die Blicke der Frauen,
die ihre Jugend schwinden sahen,
feindselig waren.
Mit diesem Stoff beginnst Du,
Dich aufzurichten, selbstbewusst
Ohne Scham, ohne Gram.
Ohne Angst vor Blicken,
ohne den Glanz des Entzücken,
aus Männeraugen
Du kannst es kaum glauben
Schaust von oben herab
auf Die gierige Meute,
entziehstIhnen ihre Beute.
Von oben herab.
Du bist groß.
Dein Schoß, er gehört Dir
Allein. Endlich kannst Du sein.
Die feindlichen Augen der Frauen
die glaubten, Du würdest
Ihre Männer klauen, Du siehst sie nicht
doch siehst Du von oben herab ihr Gesicht
Und ihre Münder, die Worte stammeln
die gelogen sind, Du hörst sie nicht
Das wehrlose Kind, es wurde
zur Eisernen Frau.
© Imi Inge Millich
19.09.14
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