Ein Mann ist kein Abziehbild.

von | 25.Juni.2025 | Poesie | 0 Kommentare

Ein Mann ist kein Abziehbild,
nicht Rolle, nicht Pose, nicht Spiegelbild.
Er ist ein Gang durch Wind und Zeit,
ein leiser Schritt in Lautbereit.

Er ist der Bruder, wenn du fällst,
der Vater, der in Stille hält.
Ein Cousin, der die Fragen teilt,
ein Großvater, der Wunden heilt.

Er trägt, was schwer ist, ohne Lärm,
ein Herd, ein Schild, ein innerer Stern.
Er nährt aus Händen, schlicht und klar,
was hungrig blieb im Lebensjahr.

Er schützt mit Blick, mit Wort, mit Tun,
nicht stets mit Kraft, doch nie mit Ruhn.
Ein Mann, der weint, der auch vergibt,
weil er im Zweifel weiterliebt.

Ein Mann ist keiner, der sich brüstet,
wenn seine Wahrheit leise flüstert.
Er schreibt mit Feder, nicht mit Macht,
und steht, wenn andre sind heimlich sacht.

Er ist kein Held aus Heldenträumen,
doch einer, der nicht flieht vor Räumen,
in denen’s Dunkel offen spricht –
ein Mann bleibt auch im Schatten Licht.

Er weiß um Grenzen, kennt Verzicht,
und lebt, wo Pflicht dem Zweifel bricht.
Doch frei bleibt er im innern Bau,
ein Mann – kein Werk, kein Schaustück, rau.

Er wurzelt tief in Welt und Sinn,
trägt Zweifel und Gewissen drin.
Doch wenn er liebt, dann ganz, dann echt –
dann schweigt das Spiel, dann steht er recht.

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