Das Jahrhundert der Apokalyptischen Reiter

von | 01.Jun.2022 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Das Jahrhundert der Apokalyptischen Reiter

 

Als ich vor fünfundsiebzig Jahren

Im Mutterleib herangewachsen,

Waren verschwunden die Kriegsgefahren,

Es keimte Frieden, der sollte wachsen.

 

Jedoch dauerte es nicht lange,

Bis der Kalte Krieg dann doch da war.

Der nahm Europa in die Zange,

So war der Tod uns immer nah.

 

Doch hielt der Frieden siebzig Jahre,

Man war gegen die Verwüstungen:

Damit die Schöpfung man bewahre,

Demonstrierte man für Abrüstungen.

 

Man wähnte sich in Sicherheit,

Kleiner schien nun die Kränkung,

Denn endlich, endlich war’s soweit:

Entspannung, Friedenslenkung.

 

Dann kamen sie mächtig zurück

Die Apokalyptischen Reiter,

Nahmen weg der Welt ihr Friedensglück:

Die Zeit rannte dabei weiter…

 

Anstatt Abrüstung zu betreiben

Vermehrte sich die Menschheit nur,

Konnte nicht mehr friedfertig bleiben,

Zerstörte damit intensiv die Natur.

 

Was half eine Thunberg, ihre Ritter,

Die ihre Signale aussenden wollten?

Die Heißzeit, die blieb leider bitter,

Weil immer weitere Dürren herrollten.

 

Erdüberlastung hat jetzt zur Folge,

Dass Grenztage hin zum Januar gehen.

Das wiederum hat dann im Gefolge,

Dass kein Gletscher, Winter mehr zu sehen.

 

Die Menschheit explodiert ja weiter,

Das Süßwasser wird weltweit knapp.

Doch fröhlich geht die Vermehrung heiter

Ins Weltjahrhundert, macht nicht schlapp.

 

Denn das Jahrtausend schreitet fort,

Despoten – die ruinieren jetzt Felder,

Nehmen die Macht für sich beim Wort,

Bombardieren Häuser, Menschen, Wälder.

 

Müll, Kot, Urin, Plastik versaut

Auch weiterhin den ganzen Globus,

Wo niemand Schutzwürdiges aufbaut,

Nur dienstbar dem eigenen Horus.

 

Der Teufel steckt oft im Detail:

Während die Kriege prächtig laufen,

Senden die Medien viel Kurzweil –

Und Menschen in Fluten ersaufen.

 

Tapfere Erdritter wollen schützen,

Was unwiederbringlich längst verloren,

Wollen der Nachhaltigkeit nützen,

Sind zur Vergeblichkeit erkoren.

 

Anstatt die Kriege zu beenden,

Um Erde, Luft, Wasser zu retten,

Müssen die Teufel Truppen aussenden

Und sich auf ihre Jasager betten.

 

Anstatt bei Neubauten jetzt zu setzen

Auf Solar- und Photomodule,

Sonnen- und Windkraft einzusetzen,

Regiert weltweit die Laberschule.

 

Übel ist’s, da mit anzusehen,

Wie die Probleme wir verdrängen,

Um dann ins Jammertal zu gehen

Und Traumata uns umzuhängen!

 

Der Kampf gegen Windmühl’n geht weiter,

Was helfen Appelle, Humanität,

Wenn Jakob auf der Himmelsleiter

Nur abwartend bleibt, steht und steht?

 

Was hilft es, alles festzustellen,

Katastrophenartikel zu schreiben,

Wenn wir den Untergang selber wählen,

Die Apokalypse auf die Spitze treiben?

 

Das Leben wird nur zur Hoffnungssaat,

Wenn wir uns dafür aktiv auch sorgen.

Nur so werden wir zu Rettern der Tat,

Denn ein Planet B ist nicht zu borgen.

 

 

©Hans Hartmut Karg

2022

 

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