Der kleine Mann
Mit einer Pappschachtel unschlüssig auf dem Kopf
Stand er, in der zwei Schlitze Sicht ihm gaben,
Ganz hoffnungslos gesenkt aus Holz das Schwert:
Die Schwester packte noch den letzten Topf,
Lud dann ins Auto all die Hochzeitsgaben,
Ging mit dem Liebsten an eigenen Herd.
Erst heut seh’ ich des Kindes Leid,
Das Schwester für immer verloren hat,
Weil die von ihrer Liebe hinweggeführt.
Natürlich ging das sanft und ohne Streit,
Für’s Kind jedoch blieb es die Missetat
Und hat da die Verlustängste geschürt.
Und doch: Wie soll das Glück gedeihen,
Wenn unverändert alles in Familie bliebe
Und Neues nicht mehr wachsen dürfte?
Ritter müssen lernen der Welt zu verzeihen,
Auch achten, ehren ihrer Nächsten Liebe,
Selbst wenn die Seele sich aufschürfte.
Wie sollte sich die Welt weiter bewegen,
Wenn neue Liebe nicht mehr möglich wäre,
Man nur Rücksichten nehmen müsste?
Die Zukunft dreht sich oft auf neuen Wegen,
Fragt nicht nach Kleiner Seelenschwere,
Wo man für der Gewöhnung Glück einbüßte.
Irgendwie hat er mir dann ziemlich leid getan:
Er war so klein, ich wollt’ ihn nicht verletzen –
Und doch musste es für uns weitergehen:
Liebe hat immer schon den eigenen Plan,
Das Schicksal lässt sich nicht verpetzen,
Da müssen wir zu unserer Liebe stehen…
©Hans Hartmut Karg
2023
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