Der Mensch giert nach Anerkennung

von | 01.Jan..2025 | Poesie | 2 Kommentare

Der Mensch giert nach Anerkennung

Gelobt werden wollen fast alle Erdlinge
Und immerzu wahrgenommen werden,
Niemals verstanden als Objekte, als Dinge,
Denen angeblich viele den Rücken kehrten.

Da sie selbst kaum danach fragen,
Wie es Dir geht, ob Du bereit
Zu erzählen von Deinen Lebenslagen:
Ihnen geht es nur um eigene Befindlichkeit.

Ist das dem Ichmenschentum geschuldet,
Muss Reputation sich bestätigt haben?
Du musst halt zuhören, bist so geduldet,
Wenn sie erzählen von ihren Vorhaben.

©Hans Hartmut Karg
2025

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2 Kommentare

  1. Wannovius

    Ewigdichter, sind nicht gerade wir Schreiber süchtig nach Anerkennung???

    ZUHÖREN

    WER AUF WUNSCH
    AUSDAUERND ZUHÖRT,
    ZU EINEM SELTENEN
    MENSCHENSCHLAG GEHÖRT
    ER NIE, NIEMALS STÖRT
    KEINER SICH UEBER IHN EMPÖRT
    AUSSER FRAGE, ER BESIZT
    EINE BESONDERE GABE
    Stephan Wannovius, 02/01/25

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    • TIMO ERTEL

      Die Worte des Gedichts legen den Finger auf eine Wunde, die tief in unserer Zeit pocht: das Streben nach Anerkennung. Doch was bleibt von diesem Drang, wenn er sich nur um das eigene Ich dreht? Wahre Anerkennung ist nicht das glatte Echo des Applauses, sondern das leise Verstehen, das im Mitgefühl wurzelt.

      Wer nur redet, um gehört zu werden, verliert den Blick für das Du. Zuhören, echtes Zuhören, ist die Brücke, die den Menschen mit anderen verbindet. Es zeigt nicht nur Respekt, sondern auch die Fähigkeit, das Ego zugunsten einer gemeinsamen Menschlichkeit zurückzustellen.

      Das Streben nach Reputation, das Bedürfnis, gesehen zu werden, ist verständlich – es liegt tief in der menschlichen Natur. Doch die größte Anerkennung entsteht dort, wo die Grenzen des Ichs durchbrochen werden und Raum für das Wir entsteht. Denn letztlich ist es nicht der Applaus, der uns trägt, sondern das stille Wissen, dass wir für andere da sind und gesehen werden, wie wir wirklich sind.

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