Der traumatisierte Despot
Nichts wird Dir der Himmel verzeihen,
Unrecht mit Unrecht vergelten, das geht nicht:
Wo nur noch die Racheengel schreien,
Verliert jegliche Gottheit ihr Lebensgewicht.
Tief in der Seelenmüllhalde vergraben
Erkennt der Despot für sich keinen Ausweg:
Er kann mit Kriegen nur Scheinbefreiung haben
Für sein erinnertes Leid als Dauerbeleg.
So müssen denn andere den Tod erleiden,
Das Elend, mit dem Erinnerungen sich sehen:
Tyrannen als Verursacher müssen sein Trauma leiten,
Die zu jeder Zeit ihm inneren Frieden erschwerten.
Der Geschädigte muss daher Menschen besiegen,
Die friedfertig ihren Lebensweg gehen,
Sich Genugtuung verschaffen mit eigenen Kriegen,
Denn befreit kann er sich niemals sehen.
Anstatt sich professionelle Hilfe zu holen
Ist ihm Rache alleiniges Unterpfand
Für alles, was in der Kindheit gestohlen,
Er sucht Feinde selbst in eigenem Land.
Selbstmitleid darf kein Anderleid auslösen,
Was einem einst Verbrecher schlimm angetan.
Denn was war, das ist doch längst gewesen,
Ein Trauma nichts als krankhafter Seelenwahn.
©Hans Hartmut Karg
2022
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