Sie hockte vor dem Bett ihrer Eltern. Ihre Mutter saß vor ihrem Schminktisch und bürstete sich ihre langen ebenholzfarbenden Haare. Mit langen stoischen Strichen glitt sie mit der schweren Bürste stoisch durch ihre Locken. Ihren Blick versenkte sie dabei tief in die Augen ihres Spiegelbildes. Alba, gerade mal 3 Jahre alt beobachtete ihre Mutter mit wachem, aufmerksamen Blick. Sie hörte das Klickklack der Uhrzeiger. Das Geräusch der Haarbürste, wie sie im immer und immer wieder selben Rhythmus durchs Haar ging. Dem versenktem Blick ihrer Mutter im Spiegelbild konnte sie nicht entnehmen was wohl gerade in ihr vorging und doch war da etwas in ihrem Bürstenstrich das Alba aufmerksam werden ließ. War ihre Mutter eventuell wütend auf sie? Hatte sie etwas falsch gemacht? Alba wurde unruhig. Sie wollte sich bewegen. Leise! Nicht die stille, zerbrechliche Schönheit des Augenblicks zerstören, nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Die Schlafzimmertür ging auf. Ihr Vater trat herein. Albas kleines Herz fing an zu hüpfen und gerade wollte sie auf ihren Vater freudig zuspringen, da sah sie, wie er sie übersehend, mit ruhigen Schritten hinter ihre Mutter trat.
Noch immer saß ihre Mutter dort wie eine wunderschöne Statue. Die Blicke ihrer Eltern trafen sich im Spielbild.
Es wurde gesprochen. Erst leise. Dann lauter. Und dann, dann war sie da, ganz deutlich, die Wut die Alba vorher schon gespürt hatte. Ihre Mutter hatte inzwischen aufgehört ihre Haare zu bürsten. Ihr Vater hatte seine kräftigen Hände auf ihren Schultern. Schwer lagen sie dort. Er wollte sie küssen. Er wollte, dass sie ihm in die Augen sah.
Die Augen ihrer Mutter waren zornig und trotzig weiterhin auf ihr Spiegelbild gerichtet.
Eindringlich sprach er auf sie ein. Hörte Alba dort ein Flehen, sah sie ihren Vater hilflos?
Der Spiel zerbarst in 1000 Stücke.
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