Die geköpfte Tanne
Sehr edel stand von Anbeginn
Die Tanne, doch köpft’ sie der Wind:
Die Krone brach ganz ohne Sinn,
Weil immer nur das Wasser rinnt
Und sie deshalb austreiben kann,
Wo neu nun treiben Bäumchen.
So steht sie nun, die alte Tann’,
Errettet als ihr eignes Träumchen.
Fliegend wie eine Untertasse
Schwebt sie ganz impulsiv,
Zu retten ihre große Masse,
Da bleibt sie immer kreativ,
Den Lebensmut neu aufzuspüren,
Wodurch plötzlich an vielen Stellen
Die Äste Neutriebe jetzt führen,
Gestalterisch sich zu erwählen.
Und jedes Jahr kommen hervor
Die Blüten, Samen im Erwachen.
Triebe wachsen zum Licht empor,
Auch wenn Spaziergänger oft lachen:
Bizarr ist der kopflose Baum,
Doch gar kein leidend-stilles Wesen,
Denn er nimmt weiter ein den Raum
Und ist scheinbar schon halb genesen.
©Hans Hartmut Karg
2021
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