Enkel und Opa
Den Opa, der zittrig und gebrechlich
Fragte der Enkel, was er wünschen würde
Und die Stimme, die jetzt dünn und schwächlich
Verriet dem Enkel die große Altersbürde.
Geschenke hatte er dem Opa mitgebracht,
Denn am Leben wollte er ihn ja halten,
Weil er mit ihm über diese Welt gerne lacht,
Die den Zeitgeist konnte immer schön spalten.
„Nimm’ Geschenke wieder mit Dir fort,
Nichts brauch’ ich, denn wo ich hingehe,
An diesen fremden und dunklen Ort,
Da ist nichts für mein Wohl und Wehe.“
Der Knabe verstand den Alten erst nicht,
Doch fühlte er, was dieser meinte,
Denn er sah die Augen in dessen Gesicht
Und wusste, dass still er nun weinte.
„Ich will doch, dass lange Du bei uns bleibst,
Stunden, Tage und Worte mit mir teilst,
Denn wenn Du Schabernack mit mir treibst,
Wird alles gut, weil Du dann noch weilst.“
Der Opa sah den Enkel nun lange an,
Denn der war ihm sehr nahe geblieben.
Deshalb strengte er sich denn weiterhin an –
Auch in Spätjahren kann man noch lieben…
©Hans Hartmut Karg
2021
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