Enthaltsamkeit
Enthaltsamkeit ist keine Lebensnorm,
Dem Menschengeschlechte gar geschuldet,
Denn Liebe bleibt höchste Zuwendungsform,
Die keine Begegnungsgrenzen duldet.
Nur gegenüber Kindern müssen Verbote bestehen,
Erwachsene sind bei gegenseitigem Einverständnis frei,
Wenn Formen ohne Zwang zwischen Partnern bestehen,
Womit das Glück beidseitig willkommen sei.
Freiwilligkeit bleibt dabei oberstes Gebot,
Abhängigkeit führt kaum zu erfüllendem Lieben:
Vollendung wächst, wo keine Magdknechtnot
Sich einseitig auslebt in satanischen Trieben.
Wer allerdings enthaltsam leben will,
Der entscheide dies für sich allein in Freiheit:
Auferlegt er sich dieses als Lebensziel,
Ist er von innen heraus verzichtbereit.
Nie darf man Liebesverzicht vorschreiben,
Denn Menschen entscheiden selbst über ihr Glück.
Wenn Seele und Körper sich selig reiben,
Suchen Partner nach ihrem Bindungsgeschick.
Der biologische Trieb bleibt Himmelsmacht,
Strahlt in jede Erdenritze mächtig hinein
Und will, dass Begehrenden Freude lacht,
Der Lebenslust immerzu minnepflichtig sein.
©Hans Hartmut Karg
2022
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