Wer ist der Dichter hinter dem Gedicht?
Zeigt er im Gedicht sein Gesicht?
Oder versteckt er sich, sein wahres Ich
hinter seinem Gedicht?
Hat er vielleicht persönlich eine ganz, ganz
andere Sicht als sein Gedicht?
Bist du als Leser dichter an ihm dran?
Berühren dich seine Zeilen?
Eilen sie, dich zu verführen?
Schreibt der Dichter in seiner Pflicht,
was dich betrifft, was dich trifft?
Oder schreibt er, was ihn betrifft,
was ihn trifft?
Erschafft er, was man mag?
Erschafft er, was er mag?
Will der Poet bezeugen?
Will er durch Sprache und Inhalt überzeugen?
Verfasst er sein Werk oder verfasst es ihn?
Arbeitet er mit Uhrwerk-Disziplin?
Oder sprudeln Worte plötzlich aus ihm raus
und bleiben danach wieder aus?
Weiss ein Lyriker immer selbst, wer er ist
und woran er bei sich ist?
Oder gäbe es dann wohl nicht –
sein Gedicht?
Doch hätte das Fehlen oder nicht
irgendein Gewicht?
Stephan Wannovius, 3.11.21
Anmerkung: Natürlich meine ich auch Dichterinnen und alle, die sich nicht einordnen können oder wollen. Ich denke ebenfalls inklusiv an die Inuit-Poeten im Iglu und die kreativen Eingeborenen in Feuerland und alle Lyriker, die je lebten oder künftig leben werden.
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