Gender-(An)klage

von | 16.Jan.2022 | Dies & Das, Poesie, Weisheiten | 0 Kommentare

Vorsicht, Satire!

Noch nie habe ich mich danach gesehnt, lieber eine Frau zu sein

Auch mögliche weibliche Seiten wollte ich in mir nicht entdecken 

Das Feminine an und mir mochte ich nicht wecken

Schon im Kindergarten wünschte ich mir nicht, mit Puppen zu spielen 

Mir gefielen die Bauklötze und Spielzeugautos, die vielen 

Vielleicht bin ich nicht auf der Höhe der Gender-Regenbogen-Epoche

Vielleicht habe ich bis heute nicht verstanden,

dass ich einst nicht wirklich aus freiem Willen in die Bauecke gegangen

Vielleicht hatte Kindergärtnerin Tante Feuerbach

nicht meine heimliche Sehnsucht nach Puppen verstanden   

Vielleicht hatte sie mir in unverantwortlicher Weise

nicht die Freude vermittelt, zur Abwechslung

oder dauerhaft Röckchen statt Hosen zu tragen 

Doch jetzt ist es zu spät – ich bin unverbesserlich gescheitert

Als alter weisser Mann bin ich für das Zeitalter

der freien Geschlechterwahl unwiederbringlich  verloren 

Meinen Anklägern sei gestanden:

Vielleicht ist wenigstens im Dichten 

ein grosses Stück meiner weiblichen Seite vorhanden

Stephan Wannovius, 16.01.22

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