An die Autoren und Autorinnen der Düsternis
Ja, Dichter dürfen durchaus klagen
Ja, sie dürfen ab- und tiefgründig fragen
Ja, sie dürfen es wagen, ihre Traurigkeit,
ihre Verzweiflung in die Öffentlichkeit zu tragen
Ja, sie dürfen ehrlich sagen, was ihr Herz will plagen
Nein, nein, nein – bei ihrem Schmerz
dürfen sie nicht bleiben stehen
Für sich und die Leser müssen sie Hoffnung sehen
Und den kurzen, langen, leichten, schweren Weg
vom Dunkel ins Licht gehen
Sonst werden Poeten und Leser gemeinsam
einsam im See der Schwermut untergehen
Lyrik braucht nicht heiter zu sein
Doch sie muss Menschen weiterbringen
Sonst wird sie nicht gelingen
Die Richtung vom Dunkel zum Licht
sei schlicht poetische Sicht und Pflicht!
Das lässt sich an den meisten Klagepsalmen
der Bibel eindrucksvoll erkennen,
die GOTT in der Anfechtung alle Sorgen bekennen,
aber zugleich die Rettung im Glauben benennen
Die Psalmbeter wussten: Der HERR scheint nur fern
ER ist es nicht und deshalb ist sogar
schon im Dunkel Erlösung in Sicht
Stephan Wannovius, 25.01.22
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