Vielleicht bin ich zu einfach gestrickt
Vielleicht bin ich zu dumm
Doch angesichts meiner intellektuellen Überforderung
bin ich nicht länger stumm
Ich denke, auch ein ganz, ganz grosser Dichter
sollte solche Worte und Bilder ergreifen,
die selbst weniger intelligente Menschen
wie ich begreifen
Wie will man mit Kompliziertem,
Unverständlichem die Massen gewinnen?
Oder möchte ein elitärer Lyriker damit erreichen,
dass sie sich auf ihr Unvermögen besinnen
und begreifen, dass sie zu wenig begreifen?
Ich drehe seine Bilder und Worte rum und rum,
ich wende und wende sie um,
Ich beende und fange wieder von vorne an
Ich gehe aufs Neue ran und nochmals, nochmals ran
Doch es mag mir nicht gelingen, es mag keine befriedigende
Antwort in meinem Herzen und Verstand klingen
Ich verstehe nicht, was der berühmte
Hans Hartmut Karg damit meint,
obwohl es sich womöglich reimt :
“Nichts bleibt, was nur kontrollgestelzt:”?***
Kontrolle empfinden wir nicht immer als gut
Sie macht uns auch nicht jederzeit rechten Mut
Kontrolle wird von uns oft vermieden und
wird nicht selten übertrieben
Doch Kontrolle brauchen wir und besonders
alle Dichter, nicht nur die weniger bekannten
Vor allem Selbstkontrolle stets tut Not
und ist so letztendlich hilfreich und gut
Sonst wirkt ein Gedicht, das insgesamt gefällt,
durch einen kleinen Ausdrucksfehler schnell gestelzt
Doch das sagt der Dichterkönig mit
“kontrollgestelzt” vermutlich nicht aus
Er geht wohl von anderen Vorstellungen aus
Und so sehen sich Dumme wie ich weiter
vor einem unlösbaren Lyrikrätsel stehen
Stephan Wannovius, 02.05.22
*** Lyrische Zeile aus “Im Bade”, Hans Hartmut Karg, 02.05.22
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