Lyrikrätsel

von | 02.Mai.2022 | Dies & Das, Poesie, Weisheiten | 0 Kommentare

Vielleicht bin ich zu einfach gestrickt

Vielleicht bin ich zu dumm

Doch angesichts meiner intellektuellen Überforderung

bin ich nicht länger stumm

Ich denke, auch ein ganz, ganz grosser Dichter

sollte solche Worte und Bilder ergreifen,

die selbst weniger intelligente Menschen

wie ich begreifen 

Wie will man mit Kompliziertem,

Unverständlichem die Massen gewinnen?

Oder möchte ein elitärer Lyriker damit erreichen,

dass sie sich auf ihr Unvermögen besinnen

und begreifen, dass sie zu wenig begreifen? 

Ich drehe seine Bilder und Worte rum und rum,

ich wende und wende sie um,

Ich beende und fange wieder von vorne an

Ich gehe aufs Neue ran und nochmals, nochmals ran

Doch es mag mir nicht gelingen, es mag keine befriedigende

Antwort in meinem Herzen und Verstand klingen

Ich verstehe nicht, was der berühmte

Hans Hartmut Karg damit meint,

obwohl es sich womöglich reimt :

“Nichts bleibt, was nur kontrollgestelzt:”?***

Kontrolle empfinden wir nicht immer als gut

Sie macht uns auch nicht jederzeit rechten Mut

Kontrolle wird von uns oft vermieden und

wird nicht selten übertrieben

Doch Kontrolle brauchen wir und besonders

alle Dichter, nicht nur die weniger bekannten

Vor allem Selbstkontrolle stets tut Not

und ist so letztendlich hilfreich und gut 

Sonst wirkt ein Gedicht, das insgesamt gefällt,

durch einen kleinen Ausdrucksfehler schnell gestelzt 

Doch das sagt der Dichterkönig mit

“kontrollgestelzt” vermutlich nicht aus

Er geht wohl von anderen Vorstellungen aus

Und so sehen sich Dumme wie ich weiter

vor einem unlösbaren Lyrikrätsel stehen  

Stephan Wannovius, 02.05.22

*** Lyrische Zeile aus “Im Bade”, Hans Hartmut Karg, 02.05.22

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