Vermutlich bin ich kein Mann von Welt
Weltgeltung habe ich ebenfalls nicht
Ich weiss, es gibt nur eine Welt
Wir haben keine zweite in Reserve
Und doch sprechen wir von mehreren Welten
Menschen leben in ganz unterschiedlichen Welten
Vielleicht trifft das auch auf Dichter zu
Ich fürchtete, ich hätte ein Verb namens “welten”* verpasst
Doch ein derartiges Tätigkeitswort ist weder im Duden
noch im Internet erfasst
Womöglich hat der lyrische Altmeister Hans Hartmut Karg
mit dieser Wortneuschöpfung* daneben gefasst
Oder entspringt es seiner genialen Weite,
die einem engen Menschen wie mir nicht passt?
Auch einen Kargschen Anglizismus kann man
in “welten”* nicht sehen
Denn das englische “to welt” ist als ein Fachausdruck
aus dem Schusterhandwerk zu verstehen
Andererseits mag es für “Durchbläuen” stehen
Egal, wie es nun sei:
Muss ich “welten”, um etwas zu gelten?
Das “Welten” überlasse ich doch lieber
Lyrikern, die was gelten!
Selbst wenn man mich sollte für meine
Engstirnigkeit schelten
Stephan Wannovius, 19.06.22
* “Weil Verständnis sich weitet und weltet,
Der Abend harmonisch sich meldet.” aus
Sonntagnachmittag, Hans Hartmut Karg, 20.06.22
Danke für die vielen Aufrufe zu den besten Gedichten!
Schön dass diese Gedicht unter die besten zurückgekehrt ist.