In diesen Breiten haben Gedichte
keine guten Zeiten mehr
Gedichte haben es schwer
Wo kommen Leser her?
Sie fehlen den Dichtern sehr
Leser gibt es fast nicht mehr
Und auch die Poeten untereinander
machen es sich sehr schwer
Mit der gegenseitigen Achtung
ist es nicht weit her
Fast jeder Lyriker liebt nur sein Gedicht,
denn nur es und er habe Gewicht
Das ist zwar eine völlig falsche Sicht
Doch kaum ein Poet verliert sein Gesicht
und erfüllt seine Anstandspflicht,
die Werke der anderen wenigstens zu beachten
Viele Künstler sind wie alle Menschen Zeitgeistkinder
Und der Zeitgeist spricht ich, nicht wir
oder gar ihr, er spricht “Ich und sonst keiner hier!”
Statt gemeinsam für die Poesie zu streiten,
möchten die meisten Dichter einander sinnlose
Konkurrenz bereiten und um Plätze streiten
Sie liefern sich zugleich tote Rennen auf dem Abstellgleis
Allgemeine Lächerlichkeit für Dichtkunst
und Dichter heisst der Siegespreis
Alle, alle Teilnehmer werden ihn gewinnen
und sich dennoch nicht auf Solidarität besinnen
Stephan Wannovius, 4./5.02.22
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