Ein Dichter sagt: Jetzt spreche ich, ich und ich
Mein Gedicht, das spricht doch stets für mich
Ein anderer Dichter sagt: Jetzt spricht mein Gedicht,
mein Gedicht, mein Gedicht – nicht ich
Ein dritter Poet behauptet: Jetzt spricht die reine Weltvernuft –
durch mein grosses Weltgedicht
Ein weiterer Lyriker erklärt: Nein, Gott spricht
durch mein Gedicht
Nicht durch mich, durch den Herrn allein bekommt es
velleicht ein wenig, mehr oder gar viel Gewicht
Ein schlichter Dichter klagt: Ich weiss nur, was ich sag
Wer es spricht, für wen es spricht,
wer es mag, oder ob es überhaupt jemand mag,
das weiss ich nicht
Ganz schlicht – ich weiss es nicht
Stephan Wannovius, 29./30.08.21
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