KINDERLOS

von | 21.Jun.2021 | Dies & Das, Poesie, Weisheiten | 0 Kommentare

Das Kind, das wir nie hatten

Das Kind, das wir nie hatten

Hielten wir nie in unseren Armen

Das Kind, das wir nie hatten,

durften wir niemals trösten

Wir brachten es nie in den Kindergarten

Nie, nie säten wir sein Vertrauen

in Jesus Christus, unseren Herrn

Nie, nie trockneten wir seine kleinen Tränen

Mit dem Kind, das wir nie hatten,

feierten wir nie fröhliche Kindergeburtstage

Das Kind, das wir nie hatten,

begleiteten wir nie zum Einschulungsgottesdienst

Wir ermunterten es nie beim und zum Lernen

Nie, nie stärkten wir sein Selbstbewusstsein

Dem Kind, das wir nie hatten,

vermittelten wir nie unsere Werte 

Dem Kind, das wir nie hatten,

bezeugten wir nie unseren Glauben an Gottes Sohn

Wir berieten es nie bei der Berufswahl

Niemals bangten, niemals hofften wir mit ihm

Für das Kind, das wir nie hatten,

richteten wir nie die Hochzeit aus

Das Kind, das wir nie hatten,

wird uns nie Enkelkinder schenken

Das Kind, das wir nie hatten,

wird nie um uns trauern

Aber wir, wir trauern um das Kind,

das wir nie hatten

Gleich zwei Leben lang

Stephan Wannovius, 21.06.21

Anmerkung: Den Schmerz ungewollt kinderloser (Ehe)paare vermögen nur diese selbst zu ermessen.Christliche Kreise mit ihrem ausgeprägten ”Fruchtbarkeitskult” (“Kindersegen”) verstärken oft noch den Schmerz der Kinderlosen, statt ihnen Trost zu spenden. Es gibt sogar fromme Kinderreiche, die an Grausamkeit nicht zu überbieten sind. Und auch sonst sensible Dichter lassen oft jegliches Mitgefühl vermissen. Ich erinnere an einen Beitrag in diesem Forum, in dem ein bekannter Autor mit seinen vier gesunden, erfolgreichen Kindern unverhohlen prahlt.

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