Letzte Formen von Freiheit
Das junge Leben bleibt ungestüm,
Weil Freiheit es für sich vereinnahmt.
Noch ist alles schön, wie ein Ungetüm
Sind Freundschaften mitunter verzahnt.
Im Alter bleibt oft nur die Einsamkeit,
Wo Krankheiten Schreckbilder werfen
Und mancher nicht mehr zum Schauen bereit,
Weil die Schmerzen den Menschen nerven.
Doch da gibt es manche, die leben Genuss
Und erfreuen sich still an Gelagen,
Suchen manches Mal nach dem späten Kuss
Und vermeiden das Hinterfragen.
Wieder andere ziehen sich ganz zurück,
Überlassen dem Nachwuchs das Feld.
Sie leben still ihr ganz spätes Glück,
Haben meistens auch genug Geld.
Mit Stöcken sieht man marschieren,
Wo Gesundheit noch ein großes Ziel:
Man will sich doch nicht kaprizieren,
Weil mobil man Natur sehen will!
Ein anderer liest täglich die Zeitung
Von vorne, von hinten und dann noch einmal.
Er bleibt in der Zeit, in froher Bescheidung,
Politik bleibt für ihn Freiheitswahl.
Gar mancher, der nicht mehr gehen kann,
Versucht immer Gedichte zu schreiben,
Denn sein Geist ist noch nicht abgetan,
In der Sprache will er gerne verweilen.
So sucht jeder im Alter auf seine Art
Nach Möglichkeiten, lebendig zu bleiben.
Weil er sich nicht das Geistleben erspart,
Kann er später dem Tod sich verschreiben.
Er baut nichts mehr auf in den späten Jahren
Und bleibt für sich ganz allein,
Kämmt täglich zwar die schütteren Haare,
Nur abends lockt noch der Wein…
©Hans Hartmut Karg
2021
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