Literaturpreisvergaben
Viele sehen ja am ersten Tag sofort,
Wer auf dem Poetry-Slam den Preis gewinnt,
Oft in einem herausragenden Outfit,
Dazu Mütze und toller Haarschnitt,
Das Lächeln dem Meister wohlgesinnt,
Die Konkurrenz schon an fernem Ort.
Ist Literatur auch Sklave der Erscheinung,
Vielleicht der brechenden, lautenhalsen Wucht,
Des Vortrags mit herausposaunter Überheblichkeit,
Als brächten Wortfetzen uns nur zur Freiheit,
Wenn Zwanghaftes man sprachgewandt verbucht
Als vielleicht nichts, als oberflächlich’ Meinung?
Nicht eben kurz, oftmals ellen- und stundenlang
Verbrämt sich dabei buntbestrahlt die Adjektivitis,
Vernebelt und verschwurbelt gar den Horizont,
Den die Wirklichkeit als Tatsache verwohnt,
Geopfert einer lautgequälten Spracharthritis,
Welche kriechend an der Vortragszeit entlang.
Sind Literaturpreisvergaben denn nicht überflüssig,
So vollkommen überflüssig aus der Zeit gefallen,
Weil sie immer nur ganz wenige Träger bedenken?
Man müsste meinen vielen Dichterfreunden schenken,
Was an Anerkennung darf auf jene Gedichte fallen,
Bei denen das Demokratisierungsmoment unschlüssig.
©Hans Hartmut Karg
2024
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