Melancholie ist kein Gefühl,
sie ist der Zwischenraum im Sein –
wo Licht nicht blendet, Nacht nicht droht,
und jedes Lächeln meint sich klein.
Sie wohnt nicht im verlor’nen Glück,
noch im berechneten Verlust.
Sie ist der Blick nach innen, stumm,
wenn alles außen sprechen muss.
Im Takt der Ampeln, Schritt für Schritt,
marschiert sie durch das Menschgetriebe,
wo Nähe fern und Zeit zu dicht,
und Stille nur ein Echo bliebe.
Sie lebt in Sätzen ohne Ziel,
in Fragen, die sich selbst verbiegen,
im müden Tanz des „Warum nicht“
und einem „Doch“ auf müden Zügen.
Sie ist kein Schmerz, kein Widerspruch –
sie ist die Ordnung ohne Zweck,
ein Denken, das sich selbst vergisst
und Wahrheit sucht im Schattenfleck.
Ein Seelenton in Moll gestimmt,
der alles durch sich hindurchträgt –
nicht weil es traurig ist, allein,
sondern weil Denken Tiefe wägt.
Ein wahrhaft großes Gedicht, auch wenn mein Kommentar für viele ohne Antwort/ohne Gewicht. Bin kein Versmaß-Dichter und -Kenner (ich verwende die freie Form oder schreibe Prosalyrik), vermute aber, dass das Metrum stets stimmt. Klingt auf jeden Fall gekonnt. Auch interessante, ungewöhnliche Gedanken. Doch eine Frage: Ist die dörfliche Melancholie anders, lieber Timo? Gruß Stephan