Macht uns Dichten wirklich frei?
Sind wir nur aus Geltungssucht oder Gewohnheit dabei?
Ist Konkurrenz im Spiel, ein vorderer Platz unser Ziel?
Strebt unser Tun nach Ruhm, dann sollte es besser ruh’n!
Ist dein, ist mein Gedicht von Belang?
Oder ist außer Geplapper nichts dran?
Gibt es für dich, für mich eine Pflicht zum Gedicht?
Hast du, habe ich die Freiheit zum Verzicht
auf dein, auf mein Gedicht?
Verlören wir mit dem Verzicht unser Gesicht?
Oder gewönnen wir gerade dadurch
persönlich an Gewicht?
Bekämen wir durch schöpferische Pausen
eine einzigartige Statur?
Diente das der poetischen Kultur?
Oder wirst du weiterhin deinem, werde ich stets
meinem mutmaßlichen Schreibzwang erliegen
statt ihn tapfer zu besiegen?
Stephan Wannovius, 24.06.22
Anmerkung: Bereits vor einem Jahr hatte ich gegenüber dem emsigsten Internet-Lyriker in mehreren Beiträgen eine Denkpause vorgeschlagen. Vergeblich. Er wird allen, die dann noch leben, selbst aus dem Jenseits pünktlich Tagebuch-Gedichte schicken.
Dieses Gedicht befindet sich auf der Bestenliste. Danke für die Klicks.