Oberbayerisches Luxusleben
Der Neunzigjährige am Tisch prostet mir zu
Und war dabei natürlich überguter Dinge,
Denn immer noch konnte er viel erzählen,
Von Fahrten, den Erlebnissen an fernen Orten,
Wo er auf Zeit ein wenig einheimisch geworden,
Konnt’ beliebig klare Standpunkte erwählen,
Als seine Frau an jedem Finger trug die Ringe,
Er geistreiches Leben mochte immerzu.
Jedes Jahr nahm sich der Ehemann die Zeit,
Suchte nach einem Luxushotel an großem See,
Konnte die Liebste auch im Alter noch verwöhnen,
Weil sich die beiden leidenschaftlich liebten,
Sich aneinander erfreuten, nicht betrübten,
Denn auch an Luxus kann man sich gewöhnen,
Manchmal sogar im Winter, skifahrend im Schnee,
Dann gingen sie zur Sole, das Dampfbad war bereit.
Immer von München aus ging dabei die kurze Reise
An einen schönen Ort an bayerischen Seen,
Um sich daselbst verwöhnen zu lassen,
Denn sehr viel Zeit blieb ihnen ja nicht mehr.
Sie kamen mit der Bahn oder dem Taxi her,
Durften dort neuen Liebesmut sich fassen,
Wo allzeit frisch Gebirgswinde herweh’n,
Für alle – auch für Reiche und für Greise…
©Hans Hartmut Karg
2024
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