Opis Adventsgelüste

von | 20.Dez.2021 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Opis Adventsgelüste

 

Er kam so gern und kam gar oft,

So auch an diesen Weihnachtstagen.

Er war allein, hat stets gehofft,

Dass die Mitmenschen ihn ertragen.

 

Er fiel nicht auf, sprach immer leise

Und hörte manchmal sogar zu

Auf seiner langen Lebensreise,

Doch innerlich gab’s keine Ruh’.

 

Man mochte ihn zwar gerne leiden,

Die Enkel liebten ihn auch sehr,

Doch war er nicht ganz unbescheiden,

Erzählen – das blieb sein Begehr.

 

Und jedes Jahr zur Weihnachtszeit

Kam er, schlief auf dem Sofa ein.

Dann wussten alle schon Bescheid:

Jetzt musste man ganz leise sein!

 

Die Plätzchen waren längst gebacken,

Voll stand der Teller auf dem Tisch

Und Opa schlief, Kissen im Nacken,

Als wär’ er gar ein toter Fisch.

 

Er wachte auf nach einer Stunde

Und machte sich dann hastig auf,

Denn jetzt brauchte er seine Runde

Und zum Verein ging nun sein Lauf.

 

Wie durch ein Wunder sehr erquickt

Kam er dort an, wo hoch geehrt

Man ihm beim Reden gern zunickt,

Wenn er die Mitglieder belehrt.

 

Im Hause seiner Nachkommen

Lachten sie wieder alle sehr:

Schlafend hatte er alles genommen –

Der Plätzchenteller war ganz leer!

 

 

 

©Hans Hartmut Karg

2021

 

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