Sonett 1:
Ein Leben verloren; mein Herz zerrissen: Stück für Stück,
Stand ich einst einsam und verlassen im Regen.
Den von Gott mir gegebenen Segen
Entriss er und ließ mich als Torso zurück.
Die Liebe und das Glück, die ich teilte,
Verschwand aus der Welt – und ich sah,
Als das Schlimmste in jener Nacht geschah,
Meine Freude bei mir nicht mehr weilte.
Ich hoffte auf ein glückliches Ende,
Doch kam in meinem Leben die Wende,
Wobei mein Herz zu zerspringen begann.
Meine Gefühle schreiben tausend Bände;
Vor mein Gesicht schlug ich die Hände;
Zu weinen begann ich, eh’ ich noch sann.
Sonett 2:
Zu weinen begann ich, eh’ ich noch sann.
Am Himmel: mein Schicksal geschrieben stand.
Ich merkte, dass ich mein Leben sinnlos fand,
Als die Träne über meine Wange zu fließen begann.
Begonnen hat mein Leben mit Hoffnungslosigkeit:
Von Kälte, Not und Bitterkeit geplagt;
Im Leben nichts erreicht, ständig nur versagt.
Dem Tode hielt ich nun mein Herz bereit.
Es regnete der Regen ganz sanft und sehr leicht,
Meine Kleidung, meine Haare: vollständig durchweicht:
Die Tränen verrieten: Ich sei ein verbitterter Mann.
Verlassen kniete ich auf der Straße;
Leiden tat ich: im großen Maße:
Ich sah, dass im Leben, ich selten gewann.
Sonett 3:
Ich sah, dass im Leben, ich selten gewann.
Geboren war ich so abgrundtief arm;
Im Herzen kaum Licht: es war nie sehr warm,
Sodass ich mich sehnte, nach dem Irgendwann.
Die Nähe eines Menschen, die kannte ich nicht
Getröstet wurd’ ich schon als Kleinkind nicht mehr,
Den Trost, den ich brauchte, gab mir der Regen her
Denn auf meiner Seite wärmte schon lang kein Licht.
Ich wünschte mir eine glückliche Zeit,
Verlassen wollt’ ich meine Einsamkeit.
Ich wollt’ in eine geborgene Welt zurück.
Doch ließ mich die Erinnerung nicht mehr geh’n;
Sie zeigt, dass die besten Zeiten vergeh’n.
So hatt’ ich letztlich verloren: Segen, Liebe und Glück.
Sonett 4:
So hatt’ ich letztlich verloren: Segen, Liebe und Glück.
Ich stand an jenem Tag vor langen, langen Jahren,
Dort, wo es gab die größten und bittersten Gefahren,
Auf einer alten, verfallenen Brück’.
Der Fluss unter ihr rief nach mir verlockend.
Im Grunde meines Herzens hatt’ ich mein Leben
Schon lange vor der Flut aufgegeben;
Und ich rang mit mir und mein Atem ging stockend.
Kurz nachdem ich mich entschied zu springen,
Spürte ich, dass zwei zierliche Hände an meinen Schultern hingen.
Ich drehte mich um und sie sprach: an mich gewandt.
Sie schüttelte leicht verunsichert den Kopf,
Die nassen Regentropfen hingen in ihrem langen Schopf:
Hätt’ ich mein Schicksal schon länger gekannt.
Sonett 5:
Hätt’ ich mein Schicksal schon länger gekannt.
Wäre ich ihr beinahe, unwissentlich entlaufen,
Wäre mein Leben dann schon abgelaufen,
Kurz bevor ich des Lebens Sinn verstand?
Ich starrte sie mit verzweifelter Miene an,
Sie bat mich mit ihr zu kommen,
Ich konnte nicht reden, war viel zu benommen.
Wär’ sie nicht da, hätt’ ich es sicherlich getan.
So folgt’ ich ihr unauffällig in der Stadt;
Die Welt wirkte so unrealistisch und matt.
Mein Gefühl verdrängte mich zu verabschieden.
Ich fühlte mich in meiner Haut nicht mehr wohl;
Mein Herz war vor Entsetzen und Erleichterung so hohl:
Hätt’ ich sie damals schon striktens gemieden.
Sonett 6:
Hätt’ ich sie damals schon striktens gemieden.
Denn mein Herz streikte und gab mir ein ungutes Gefühl;
Auch das Wetter versprach nicht viel, denn es war zu schwül.
Verbittert fing ich an Pläne zu schmieden.
Ich wollte aus ihrer Existenz verschwinden,
Und sie und ihre Schönheit nie wieder seh’n,
Doch sie allein ließ mich nicht von ihr gehen.
Ich musste unbedingt ein ruhiges Plätzchen finden.
Doch statt vor ihr wegzurennen,
Lernte ich sie willenlos kennen.
Für den einen Augenblick, war dies nicht falsch entschieden.
Aber aus dem einen Augenblick wurden zwei und mehr,
Ich konnte mich nicht mehr von ihr trennen: Es fiel mir schwer.
Wär’ ich gegangen, wär’n unsere Wege geschieden.
Sonett 7:
Wär’ ich gegangen, wär’n unsere Wege geschieden.
Doch unser Schicksal führte uns zusammen,
Und unsere Herzen standen verankert in Flammen:
Unsere Leidenschaft wuchs: Ich hatte es nicht vermieden.
Wieso hätt’ ich das auch gesollt?
Ich hatte ja im Grunde genommen nichts falsch gemacht!
Sie war die Erste: Sie hatte mich zum Lachen gebracht
Und ich hatte es so gewollt.
Wärme, die ich selten hatt’, gab sie mir,
Ich dachte an die Zukunft, an das „Wir“;
Nun liefen wir in der Stadt: Hand in Hand.
Auch klärte ich sie auf, über meine Vergangenheit,
Denn ich wollte nicht Lügen und jetzt war ich bereit.
Dann quälte mich jetzt nicht die Schand’.
Sonett 8:
Dann quälte mich jetzt nicht die Schand’.
Denn mein Leben war bis zu dem einen Augenblick, nur Schwindelei.
Ich dachte nicht mehr an Sorgen: Ich fühlte mich frei,
Während unsere Zukunft, uns für alle Zeiten zusammenband.
Viele Jahre waren vergangen,
Ich entschied mich für unsere Hochzeit nun,
Denn ich wollte nichts Lieberes als dies hier tun:
Als küssen ihre Stirn, Mund und Wangen.
So entschied ich mich, sie zu überraschen.
Ich wünschte mir, einen Blick in unsere Zukunft zu erhaschen,
Doch an jenem Tag schaffte ich mich selbst zu verbittern.
Unsere Zukunft versprach nichts Gutes: Ich wusste es nicht.
Der Tag unserer Verlobung kam schon sehr bald in Sicht.
In jener Nacht fing es an zu Gewittern.
Sonett 9:
In jener Nacht fing es an zu gewittern:
Ich spürte: Es verhieß nichts Gutes,
Doch durch meines optimistischen Mutes,
Merkte ich nicht des Tages Splittern.
So erwartete ich die Zeit mit großer Freude,
Verabredet waren wir, in einem Restaurant: sehr exklusiv;
Ich holte sie ab und hoffte, dass nichts ging mehr schief,
Doch war ich zu eilig; wollt’ nicht, dass zu viel Zeit ich vergeude.
So raste ich mit tollkühner Geschwindigkeit
Die Straßen entlang, von Sorgen befreit.
Doch konnt’ man die Gefahr dahinter wittern.
Aber ich war blind,
Und raste in ein Auto geschwind.
Ich begann vor Trauer abrupt an zu zittern.
Sonett 10:
Ich begann vor Trauer abrupt an zu zittern.
Ich wusste nicht, wie es geschah.
Ich war dem Tode viel zu nah’.
Meine Zukunft fing mit einem Mal an zu splittern.
Ich verspürte die Angst zur Seite zu sehen,
Ich hatte Angst, sie verloren zu haben,
Denn ich wusste, dass die Trauer groß war, wenn Geliebte starben
Denn ich wusste, ich würde ihren Tod nicht durchstehen.
Ich rief ihren Namen;
Die Worte kaum über meine Lippen kamen,
Wurd’ ich meiner Schuld bewusst, sofort.
Nun sah ich mit Verbitterung zur Seite,
Ihr Blick, gerichtet in die unendliche Weite,
Nun saß ich einsam und verlassen dort.
Sonett 11:
Nun saß ich einsam und verlassen dort.
Sie war mir mit meinem Glück entglitten.
Ich ging hinaus und mit einigen Schritten
Holte ich sie aus der Hölle fort.
Ich kniete mich hin,
Und starrte sie an.
Ich gab zu: Ich war ein schrecklicher Mann.
Ich bettete vor Verzweiflung auf ihr: meine Arme und meinen Kinn.
Ich begann zu weinen, bitterlich;
Erbarmungslos verleugnete ich mich:
Ich verfluchte dieses Begegnen.
Ein Leben schenkte sie mir,
Als Dank nahm ich das Leben von ihr.
In großen Strömen fing es an zu regnen.
Sonett 12:
In großen Strömen fing es an zu regnen.
Wozu hatte ich dies verdient?
Wenn dies rein der Trauer dient’,
Dann wollte Gott mich an jenem Tag nicht segnen.
Ich wollte fliehen,
In das Nirgendwo,
Fliehen aus mir selbst, denn das wünschte ich mir so,
Doch konnte ich mich nicht meines Lebens entziehen.
Ich war in meinem Körper gefangen,
Meine Seele konnte nicht aus ihm hinausgelangen,
Doch wollte ich mir nicht selbst entgegnen.
Ich blickte zum Himmel empor,
Der Regen schlug auf mich ein und ich fror:
Mit Trost konnte er mir nicht mehr begegnen.
Sonett 13:
Mit Trost konnte er mir nicht mehr begegnen.
Ich war vollkommen am Boden zerstört.
Hätte ich doch eher auf mein Gefühl gehört.
Dann würde in jener Nacht nicht regnen.
Dann wär’ zu jener Zeit nicht das Schrecklichste gescheh’n.
Ich war der Jenige, der die Sünden bracht’,
Ich sollte der sein, der zu diesem Tode kracht’.
Warum musste ihr Leben so schnell vergeh’n?
Ich wusste nicht, was ich auf dieser Welt zu suchen hatt’,
Doch eines wusst’ ich: Ich hatt’ es endgültig satt.
Gerecht war’s: mein Leben für ihr’s; gerecht war nur Selbstmord.
Doch so weit kam es leider nicht,
Ich hörte die Sirenen und blinzelte ins grelle Licht.
Der Sinn meines Lebens war nun endgültig fort.
Sonett 14:
Der Sinn meines Lebens war nun endgültig fort.
Nun hatte ich Zeit zum Überlegen,
So verschwand mit allem auch der erbarmungslose Regen.
Es war nur recht, dass ich ein Leben lang litt, in einem verschlossenen Ort.
Ich stand auf mit Mühe nach einem Abschiedskuss,
Blickte auf sie müde und traurig hinab,
„Ich liebe dich“, sagte ich knapp,
Und ging erleiden, meinen ewigen Verlust.
So fiel ich in eine tiefe Depression,
Und bis zu meinem Lebensende, gab ich von mir keinen Ton.
Mit ihr gerissen war mein Lebensglück.
Ich weinte erneut um mein Leben, ersetzt durch ihr Herz;
Tief in mir drin spürt’ ich einen unverzeihlichen Schmerz:
Ein Leben verloren; mein Herz zerrissen: Stück für Stück.
Sonett 15 (Meistersonett):
Ein Leben verloren; mein Herz zerrissen: Stück für Stück.
Zu weinen begann ich, eh’ ich noch sann.
Ich sah, dass im Leben, ich selten gewann.
So hatt’ ich letztlich verloren: Segen, Liebe und Glück.
Hätt’ ich mein Schicksal schon länger gekannt,
Hätt’ ich sie damals schon striktens gemieden;
Wär’ ich gegangen, wär’n unsere Wege geschieden.
Dann quälte mich jetzt nicht die Schand’.
In jener Nacht fing es an zu gewittern,
Ich begann vor Trauer abrupt an zu zittern.
Nun saß ich einsam und verlassen dort.
In großen Strömen fing es an zu regnen;
Mit Trost konnte er mir nicht mehr begegnen.
Der Sinn meines Lebens war nun endgültig fort.
Diesen Sonettenkranz habe ich mit 18 Jahren geschrieben. Mein Philosophielehrer hatte einmal von einem Sonettenkranz geredet und hatte dabei mein Interesse geweckt. Und meine Deutschlehrerin hatte uns einen Wettbewerb vorgeschlagen “Wenn Wasser erzählt”. Und dazu habe ich diese Geschichte in Gedichtform geschrieben. Der Sinn dahinter spiegelt meine Vergangenheit wieder und mein Philosophielehrer hat es bemerkt und meine Deutschlehrerin darauf angesprochen.
Ich gehöre zu der Sorte Person, die andere Menschen zum Schreiben begeistert 😉
Und mein Philolehrer hat nach ganz vielen Jahren wieder angefangen zu dichten, als er versuchte an meinem Gedicht zu werkeln. Er ist ein alter weiser Herr und ich respektiere ihn für seine Weisheit…
Liebe akune R. Dein Gedicht Tränen der Zukunft (Sonettenkranz) hat mich sehr berührtvor allem aber auch Deine Biogrfie ich wünsche, dass Du und Deine Familie
hier in DEUTSCHLAND Eine neue Heimat gefunden habt und dass Du weiterhin Gedichte
schreibst. lg heinz
Danke Heinz 🙂
Ich fühle mich tatsächlich hier wie zu Hause. Und ich hoffe es bleibt auch so.
und ich bin auch froh hier geboren zu sein. Hier gibt es so viele Moeglichkeiten.
Ich liebe mein Heimatland einfach 😉 Denn ich bin mehr Deutsch als Tamilisch, wenn auch tamilischen Blut in mir
Fließt.