Vorgartenwelt
Nur noch vereinzelt sieht man Zwerge,
Herbstastern in den Vorgärten stehen
Und kann auf künstlichem Grasberge
Amseln scharrend und streitend sehen.
Jetzt seh’ ich sie alle, aneinandergereiht,
Standardgärten – wie von der Stange,
Wo niemand mehr zum Jäten bereit,
Deshalb mancher Steinwallkoloss prange.
Ein einziger Garten sticht daraus hervor,
Ist bepflanzt, zeigt die leuchtenden Geranien,
Hat sogar ein veredeltes Gartentor,
Ziselliert, als wär’ man in Spanien.
Dieser Vorgarten, ja, er überstrahlt sie alle,
Man sollte ihn wirklich gesehen haben:
Da hört man noch etwas vom Vogelschalle,
An Blumenschönheiten können Blicke sich laben.
Immerzu blüht irgendwo eine kleine Blume,
Das ganze Jahr wird so den Menschen angezeigt.
Bodendecker wachsen auf magerer Krume,
Selbst wenn das Jahr sich dem Ende zuneigt.
Man sieht keine Platten und keine Steinwälle,
Die sind aus diesem Vorgarten längst verbannt.
Dafür hat auch der Efeu hier Sitz und die Stelle,
Mit denen er Grün bringt ins verbaute Land.
Die Vorgartenwelt ist unser Wesensreich nur,
Wenn wir sie begreifen als Chance
Und sehen den Reichtum der Blumennatur –
Nicht nur leben in Medientrance.
©Hans Hartmut Karg
2021
*
Wie wahr!