UNNÜTZES GEDICHT
Ein komisches Poem
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Dein Gedicht, mein Gedicht
steht hier
Nützt es dir
Nützt es mir,
ihm oder ihr
Falls nicht,
warum steht es hier
Es nützt doch
weder dir noch mir
Noch ihm oder ihr
Trinken wir
auf diese Erkenntnis
ein Bier
Verzichten wir
aufs Dichten
hier
Stephan Wannovius,
02/07/25
…hier in China muss ich zwangsläufig aufs Posten im Forum verzichten. Wegen der Google-Sperre im Reich der Mitte kann ich nur Fußnoten/Kommentare loswerden.
Seit Tagen schweigt übrigens KARG, der berühmteste deutschsprachige Dauerdichter.
Das scheint mir bedenklich.
Noch ein paar Gedanken
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POETISCHE SELBSTIRONIE
Dicht, undicht, Gedicht
Vernebelte Sicht
Es scheint verrückt
zu dichten
Vollkommen verrückt ist es
wie verrückt zu dichten
Stephan Wannovius, Dalian, China, 26/10/25
KLEINES POETISCHES WUNDER
Sie dichten dies und das
Oft bloß irgendwas
Viel Blablabla
Manchmal ist dennoch
was Brauchbares da
Sie dichten dies und das
Oft bloß irgendwas
Selten kommen
ihre Wörter und Worte
dem Hörer und Leser nah
Geschieht es, dann wird
ein kleines Wunder wahr
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 24/10/25
APHORISMUS
Es scheint verrückt zu dichten.
Vollkommen verrückt ist es
wie verrückt zu dichten
Stephan Wannovius, 26/10/25
LG aus Fernost
Stephan
EINSEITIGE LIEBE
Die Welt braucht keine Dichter
Doch Dichter brauchen die Welt
Die Welt, die nichts von ihnen
und ihren Werken hält
Und deshalb sich
so mancher Poet
in seinem Weltschmerz
sehr gefällt
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 29/10/25
Zusätzliche Gedanken
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VERGEBLICH
Sei sein Schöpfer
auch stolz und
überheblich,
sein Werk ist
in der Regel
vergeblich
Gedichte werden
meist übersehen,
auch wenn das Dichter
selbst nicht verstehen
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 03/11/25
VERRÜCKT – Selbstironie
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Verrückt, unter ein kaum
beachtetes Gedicht
ein “Fußnoten-Kommentar-
Gedicht” zu schreiben
Es wird vermutlich
ungelesen bleiben
Da wäre es
doch einfacher,
Poesie gleich
in der Schublade
zu treiben
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 3/11/25
BEKANNTHEIT UND RUHM
Mal haben sie miteinander
zu tun, mal nicht:
Bekanntheit und Ruhm
Ruhm setzt Bekanntheit voraus
Doch Bekanntheit kommt
oft ohne Ruhm aus
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 3/11/25
BEKANNT – BERÜHMT
Ein bekannter Dichter
ist nicht immer
ein berühmter Dichter
Doch ein berühmter Dichter
ist zugleich
ein bekannter Dichter
Stephan Wannovius, Dalian, China, 3/11/25
APHORISMEN
Viele, die berühmt werden wollen, werden mit dem Versuch nur bekannt, nicht
anerkannt
Stephan Wannovius, 3/11/25
Auch eine Lachnummer und ein Schwerverbrecher erlangen bisweilen Bekanntheit
Stephan Wannovius, 3/11/25
LG aus Fernost
Stephan
Neue Gedanken
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(UN)BRAUCHBAR
Wer braucht schon ein,
wer braucht schon mein,
wer braucht schon dein
Gedicht
Sehen wir doch ein:
Ich bleibe mit meinem,
du bleibst mit deinem
Gedicht
vermutlich allein
Nur selten dürfte es
anders, besser sein
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 14/11/25
UNBEACHTETER*
Unbeachtet fällt schon schwer
Doch unbeachteter*
noch weit, weit mehr
Früher reihte ich mich
wenigstens
bei den unbekannten Internet-Lyrikern
auf der Bühne ein
Jetzt schreibe ich lediglich
meine unmaßgeblichen
Fußnoten-Kommentare
zu ihren Werken
ins Netz hinein
Dort, weit, weit unten,
bleiben sie mit Sicherheit
übersehen und allein
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 14/11/25
* (m)eine Wortneuschöpfung, inspiriert vom poetischen Altmeister Hans Hartmut Karg
SCHLICHT
Mit der Feder schreibe ich
ein Gedicht
Schwer und anspruchsvoll
ist es nicht
Es ist einfach und schlicht
Jede Feder eines Vogels
hat mehr Bedeutung
und Gewicht
Stephan Wannovius, Dalian, China, 14/11/25
APHORISMUS
Sogar eine Feder hat
mehr Gewicht
als (m)ein Gedicht
Stephan Wannovius, 14/11/25
AUF EIN WORT
Dichter, auf ein Wort:
Führt dein,
führt mein Gedicht
dich, mich und andere
von Gott weit, weit fort
oder näher zu ihm hin
Was ist deiner,
meiner Lyrik Sinn:
Unterhaltung oder Glaubensgewinn
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 14/11/25
LG aus Fernost
Stephan
APHORISMUS
Vielleicht ist
KEINGEDICHT
das nützlichste Gedicht
Stephan Wannovius, 15/11/25
KEINGEDICHT
eine Satire
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Aus meiner geringen Erfahrung,
unmassgeblichen Sicht:
Kein Gedicht ist wie KEINGEDICHT
Denn kein Gedicht
hat derartig Gewicht
wie KEINGEDICHT
KEINGEDICHT ist fein,
ist genial, ist rein
KEINGEDICHT verliert
niemals sein Gesicht
KEINGEDICHT macht
sich nicht breit
KEINGEDICHT erregt
keinen Streit
KEINGEDICHT schreibt
der Dichter
aus Friedenspflicht
Stephan Wannovius, Dalian,
China, 15/11/25
VERZICHT
Verzicht aufs Gedicht
ist die edelste Dichtersicht
Doch welcher Poet erfüllt
schon diese Pflicht
Meist hat er Angst,
er verliere sein Gesicht
Stephan Wannovius,
Dalian, China, 15/11/25
LG aus Fernost
Stephan