Wegmarken
Wegmarken finden ist nicht leicht,
Wenn Bilder heutzutag’ vermassen.
Gar manches wird dadurch recht seicht
Im Leben wie in Netzesstraßen.
Was waren das für schöne Zeiten,
Petrarca war lorbeerbekränzt,
Durfte im Süden Seelen weiten,
Wo er mit seiner Laura glänzt’!
Shakespeare, er hat das aufgegriffen,
Groß die Sonette so erschaffen
Als Wegmarken, dass wir ergriffen
Nachlasen, weil sie Zentren trafen.
Noch zur Frühzeit hatte die Dichtkunst
In Südlanden den Ehrenstand:
Hoch standen Dichter dort in Gunst
Bei Lesern – und im ganzen Land.
Man fühlte sich so gerne ein,
Wo Liebe schön verdichtet wurde,
Wollt’ mit der Kunst doch selig sein,
Weil man selbst nach dem Schönen lurte.
Heut’ machen manche sich’s recht leicht,
Indem sie immer nur beckmessern.
Dadurch wird kein Niveau erreicht,
Man wird das Schöne nur verwässern.
Einfühlend müssen wir ergründen,
Was Dichter meinen und verstehen,
Wie sie in eigenem Befinden
Den Kosmos bei den Menschen sehen.
©Hans Hartmut Karg
2021
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