Wintermärchen in der Fassung von 1990

von | 04.Okt.2024 | Dies & Das | 1 Kommentar

Es war einmal ein liebes Kind, das machte alles recht geschwind sehr artig und fast ungefragt, so wie die Eltern streng gesagt. Zu Großmut wurd´ es oft verdammt und schlicht das “gute Volk” genannt. Bis eines düst´ren Tages dann zur Abendstunde laut begann, das Kind zu schrein´, als wär es krank; die Mutter an – ganz ohne Dank. Sie wurde auch – wer hat´s erkannt – recht ehrfürchtig “Partei” genannt. Der Vater wollte nicht verzagen, dem Kind ganz laut die Meinung “sagen”. Doch Mutter hielt ihn schlau zurück: “Bei Wut bringt das sehr wenig Glück.” So hielt der Mann sich an den Rat – man nannte ihn auch ängstlich “Staat”. Die Eltern in dem Kämmerlein, beschlossen kurz ne Wende – fein. Bevor das Kind war hell und wach und hätt´ gemacht erst richtig Krach, man holte schnell die Schlüssel vor und stieß ihm auf das große Tor. Als staunend es die Welt beschaut, wurd´ mancher Ärger abgebaut. Man hatte Zeit und konnt´ in Ruh verstecken das was in der Truh´ bewiesen hätt´ – wie unbedacht – der Eltern böse Machenschaft. Intershops und Todesstreifen – viele wollten das so nicht begreifen.
Und heute?
Weg sind die schönen D-Markscheine und jeder kämpft für sich alleine.
“Oh Kind – was hat es dir gebracht? Sind jetzt die Richt´gen an der Macht?”…

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1 Kommentar

  1. Wannovius

    Lieber Olaf, eine großartige Fabel/Parabel ueber die Wende. Mit viel Humor. Rechthaberische Mutter Partei, Angst verbreitender Vater Staat und Kind “Volk”.
    Nur ” unbedacht”passt nicht. Ist “wohl bedacht” nicht geeigneter als Synonym für “absichtlich/mit Absicht”? Oder meinst du ” unbeacht'” für “bisher übersehen, unerkannt”?
    LG Stephan

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