Nach vorne kriecht die Zeit dahin
Heimlich schleicht sie durch mein Sein
Mäandert sich lautlos durch alles, was ich bin
Formt Geröll wie Felsen und Sandgestein
Gemächlich überrollt sie ein Feld von rot glühendem Mohn
Sein Feuer verschlingt sie gleichmütig
Ohne Hast, ohne Pfand und Lohn
Die faulen Wurzeln begräbt sie gütig
Ich blicke zurück und unmittelbar
Erschreckend plötzlich und sehr nah
Steht sie hinter mir, die Zeit
Gleich einem Koloss, dessen Schultern so breit
Dass ich kaum an ihm vorbeischauen kann
So sehr ich mir den Hals auch verrenke
Ahnungen nur erhasche ich dann und wann
Aus einer Welt, von der ich denke
Sie läge nicht in mir, sondern hinter mir so weit
Dass jede Träne und alles Glück
Erbarmungslos verschlungen von der Zeit
Zerronnen, verschwommen, Vergangenheit
Wehmütig senke ich meinen Blick
Könnt ich ihn doch zum Himmel heben
Dorthin, wo tausende Sterne brennen
Würde ich alles, was mir je gegeben
Und alles, was ich einmal war
Ganz begreifen, lieben und kennen
Ohne zu verstehen wäre ich mir gewahr
Allem in jedem Moment dieser Welt
Das meine Sinne erfassen am Himmelszelt
Doch sagt man, dass die Erde nicht der Himmel sei
So muss ich mir meine Begrenztheit vergeben
Nun stehe ich hier mit meiner Zeit im Genick
Und bin doch nie mehr als ein Augenblick
Ein Vogel zieht vorbei.
Sein Flügelschlag – ein ganzes Leben
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