An die Kolleginnen und Kollegen in der Poesie
Ihr hier und ich – verfassen wir nicht
alle mehr oder weniger geistreiche Seifenblasen?
Sind unsere Anklagen, Appelle,
Befindlichkeiten und Bilder nur Gespinste?
Sondern wir nicht häufig feingeistigen Angstschweiss ab?
Sind wir nicht Lebensflüchter
statt philosophische Lebensbeschreiber?
Dem wahren Leben fern, dichten wir hier gern
Wir haben nicht verstanden:
Die Welt interessiert sich für jeden Scheiss’,
nicht aber für des Poeten Mühe und Schweiss
Selbst mit dem geschliffensten Wort
kommt kein Lyriker fort von diesem unbekannten Ort
Ob wir mässig begabt oder sehr, das zählt nicht mehr
Die meisten Menschen haben eine andere Sicht, andere Begehr’:
Schrill, ein bisschen kriminell
und völlig von Talenten frei, sehr vulgär,
bist du in der Gesellschaft WER
Und stets ganz vorn dabei
Trash ist besonders in den Medien Trumph
Triviales zählt, Lyrik quält
Stephan Wannovius, 27.12.21
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