Lebenslanges Erinnern
Erinnerungen können Last oder Lust sein,
Sie können Dich zurückführen oder stärken
Wenn sie Dich heimsuchen, mitunter quälen.
Oft vermischen sich dort mein und Dein,
Subjektiv schaut man vergangenes Werken
Und manche müssen da Erbsen zählen.
Du wirst Dich an dieses Grabmal
Deiner Eltern ein Leben lang erinnern,
Wenn sie nicht liegen in ferner Erde.
Doch Tote haben manchmal keine Wahl,
Weil die Zeiten sich verschlimmern
Und es keine Wende gibt ins Werde.
Stehe ich an dem Doppelgrab,
Pflanze Blumen, jäte Unkraut
Und spreche dann mein Gebet,
So ist das leider alles, was ich hab’,
Bekomme vor dem Grab die Gänsehaut,
Wenn am Geviert man allzu lange steht.
Dann gehe ich zu den uralten Grabmalen,
Vorbei an längst aufgelassen Flächen
Und weiß, dass dort ein Mensch hingegangen.
Die Gräber mit den beblumten Grabschalen
Seh’ ich, Menschen, die da leise rechen
Und in ihren Erinnerungen gefangen.
Sind es noch immer alte Gründe,
Welche die Gedanken dort bewegen,
Wo nichts mehr zu hören und zu holen,
Laubmengen, getrieben durch die Winde
Sich herbstlich auf die vielen Gräber legen
Und ich fortgeh’ – auf ganz leisen Sohlen…
©Hans Hartmut Karg
2022
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