Wer möchte sich selbst nicht gern als Adler beschreiben?
Wer will schon als Huhn nur ein wenig über den Boden flattern
und ansonsten auf der Erde ruh’n?
Unser Wünschen, unser Schein lässt uns alle frei wie Adler sein
Doch das bleibt oft reines Sehnen und Wähnen
—-
Mancher Mensch glaubt sich adlergleich gegen jede Kritik immun
Ein anderer fürchtet sich, macht sich klein wie ein Huhn
Doch viele sind hart und weich, klug und dumm,
mutig und verschüchtert, reich und arm, stolz und bescheiden,
Adler und Huhn zugleich
Selbst in ihrem Reich
Sie können nichts dagegen tun
—
Sogar ein Dichter sichtet bisweilen aus höchster Höhe adlergleich
grösste, fette Themenbeute
In des Glückes Gunst und mit seiner geübten Kunst
stürzt er sich herab und packt zu – im Nu
So geschehen, kann ein poetisches Meisterwerk entstehen
Doch dann und wann findet man denselben Dichter als Huhn
Man sieht traurig zu, wie er gelangweilt am Boden
hüpft und schale Alltagsthemen pickt
und lustlos damit Reim um Reim bestückt
—
Das Huhn in uns mögen wir weder leiden,
noch gelingt es uns, es zu vermeiden
Wir werden es nicht vertreiben
Gott gebe uns für all unser Tun
als Adler des Adlers Kraft
und als Huhn Demut und Geduld
Der Vater schenke uns die Weisheit,
stets zu erkennen, wann wir dem Adler,
wann dem Huhne gleich
Damit wir zum rechten Zeitpunkt
hart oder weich
Stephan Wannovius, 26.08.21
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