Adler und Huhn

von | 26.Aug.2021 | Dies & Das, Poesie, Weisheiten | 0 Kommentare

Wer möchte sich selbst nicht gern als Adler beschreiben?

Wer will schon als Huhn nur ein wenig über den Boden flattern

und ansonsten auf der Erde ruh’n?

Unser Wünschen, unser Schein lässt uns alle frei wie Adler sein

Doch das bleibt oft reines Sehnen und Wähnen 

—-

Mancher Mensch glaubt sich adlergleich gegen jede Kritik immun

Ein anderer fürchtet sich, macht sich klein wie ein Huhn

Doch viele sind hart und weich, klug und dumm,

mutig und verschüchtert, reich und arm, stolz und bescheiden, 

Adler und Huhn zugleich

Selbst in ihrem Reich 

Sie können nichts dagegen tun

Sogar ein Dichter sichtet bisweilen aus höchster Höhe adlergleich

grösste, fette Themenbeute 

In des Glückes Gunst und mit seiner geübten Kunst

stürzt er sich herab und packt zu – im Nu

So geschehen, kann ein poetisches Meisterwerk entstehen

Doch dann und wann findet man denselben Dichter als Huhn

Man sieht traurig zu, wie er gelangweilt am Boden

hüpft und schale Alltagsthemen pickt

und lustlos damit Reim um Reim bestückt

Das Huhn in uns mögen wir weder leiden,

noch gelingt es uns, es zu vermeiden

Wir werden es nicht vertreiben 

Gott gebe uns für all unser Tun

als Adler des Adlers Kraft

und als Huhn Demut und Geduld

Der Vater schenke uns die Weisheit,

stets zu erkennen, wann wir dem Adler,

wann dem Huhne gleich

Damit wir zum rechten Zeitpunkt

hart oder weich 

Stephan Wannovius, 26.08.21

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